Marke VW kappt Margenziel wegen Unsicherheiten
ste Hamburg
Die Marke Volkswagen hat sich infolge der geopolitischen Unsicherheiten, bestehender Engpässe bei der Halbleiterversorgung sowie des Auftriebs bei Rohstoff- und Energiepreisen von dem noch im vorigen Jahr bestätigten Mittelfristziel verabschiedet, 2023 eine Umsatzrendite von 6% zu erreichen. Stattdessen, so wurde am Mittwoch bekannt, stellen die Wolfsburger für den laufenden Turnus eine operative Marge vor Sondereinflüssen von über 4% in Aussicht. Bei VW Pkw hofft man, das 6-%-Ziel im Zuge einer sich entspannenden Lage bei Versorgung und Preisen 2024 zu erreichen, wie Marken-Finanzchef Patrik Mayer durchblicken ließ.
Auch mit Blick auf die Fahrzeugauslieferungen in diesem Jahr zeigt sich VW vorsichtiger. Man wolle zunächst den hohen Auftragsbestand bedienen, sagte der seit Juli 2022 amtierende Markenchef Thomas Schäfer. Zudem gebe es noch erhebliche Lieferkettenstörungen. Im zweiten Halbjahr könne sich die Konjunktur eintrüben. Bei dem für das Finanzergebnis relevanten Absatz ohne das China-Geschäft will die Marke 2023 „in jedem Fall“, so CFO Mayer, eine 10-prozentige Steigerung in Richtung 2,5 Millionen Fahrzeuge abliefern.
Im vergangenen Jahr ging der Absatz infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der angespannten Lage bei Teileversorgung und Logistik um 62000 auf 2,24 Millionen Fahrzeuge zurück. Inklusive China sanken die weltweiten Auslieferungen der Marke um 6,8% auf 4,56 Millionen Fahrzeuge. Trotz des Absatzrückgangs stiegen der Umsatz um 9% auf 74 Mrd. Euro und das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen um 22,5% auf 2,6 Mrd. Euro, weil höhere Preise durchgesetzt werden konnten. Die Umsatzrendite landete bei 3,6 (i.V. 3,2)%. Ohne die Belastung von Wertberichtigungen über rund 500 Mill. Euro auf das Russlandgeschäft läge die Umsatzrendite vor Sondereinflüssen über 4%, sagte Finanzchef Mayer. Der VW-Konzern hatte die gesamten Lasten für das Mehrmarkenunternehmen zuvor mit 2 Mrd. Euro beziffert. VW-Marken-CFO Mayer verwies darauf, dass der Verkauf des Werks im russischen Kaluga noch nicht abgeschlossen sei.
VW-Pkw-Chef Schäfer betonte, die Produkt-Pipeline der Marke sei gut gefüllt. Am Mittwochabend lieferte die Marke in Hamburg mit dem Elektro-Showcar „ID.2all“ einen ersten Ausblick auf das erste Elektroauto der Marke für unter 25000 Euro. Das Auto „ohne Kompromisse“ bei Sicherheit, Reichweite und Technologie soll als eines von vier Fahrzeugen zusammen mit Cupra/Seat in Spanien gebaut werden, wo in dieser Woche der erste Spatenstich für die Errichtung der 2022 angekündigten Batteriezellfabrik bei Valencia ansteht. Schäfer sagte weiter, es werde weiter auch an Fahrzeugen für Preise unter 20000 Euro gearbeitet. VW habe „eine Verpflichtung, sich um solche Themen zu kümmern“.
Volkswagen Pkw | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
in Mrd. Euro | 2022 | 2021* |
Ausliefer. (Mill. Stück) | 4,6 | 4,9 |
Umsatz | 74 | 68 |
Operatives Ergebnis | 2,6 | 2,2 |
Umsatzrendite (%) | 3,6 | 3,2 |
Netto-Cashflow | 1,9 | 0,3 |
*) veränderte Vorjahreszahlen wg. Strukturänderung durch Herauslösen von VW Group Components Börsen-Zeitung |