Auftragsplus

Maschinenbau geht auf Erholungskurs

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben im Mai erneut mehr Aufträge an Land gezogen als im Vorjahr. Grundsätzlich spricht in der Branche vieles dafür, dass es nach dem coronabedingten Einbruch 2020 nun erst mal weiter aufwärts geht. Klar ist den Unternehmen aber auch: Die Pandemie ist noch nicht vorbei.

Maschinenbau geht auf Erholungskurs

kro Frankfurt

− Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau setzt sich der Aufschwung nach der Coronakrise fort − die damit verbundenen Schwierigkeiten in den Lieferketten allerdings auch. „Wir haben Engpässe überall, ob bei Stahl oder Elektronikteilen“, sagte der Chefvolkswirt vom Branchenverband VDMA, Ralph Wiechers. Gleichzeitig sei die Pandemie noch nicht ausgestanden. „Die vierte Welle ist in aller Munde. Das würde uns natürlich treffen.“

Die neuerliche Diskussion um Grenzschließungen in der EU bereitet der exportorientierten Branche ebenfalls Sorgen. „Wenn es dann wieder zu Reisebeschränkungen kommt, dann würden wir letztlich auch unsere Vertriebs- und Serviceaktivitäten nicht in dem Maße durchführen können, wie es notwendig ist“, sagte Wiechers. „Wir haben ja erklärungsbedürftige Produkte.“ Der wirtschaftliche Aufschwung in Europa dürfe nicht wieder durch einen Flickenteppich an Grenzkontrollen gefährdet werden, so die Warnung des Ökonomen.

Die ansonsten guten Rahmenbedingungen stimmen die Industrie mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf dennoch zuversichtlich. Der Maschinenbau bleibt „eindeutig auf Wachstumskurs“, sagte Wiechers. „Wir waren ja vor einem Jahr eigentlich am Beginn eines Aufschwungs. Der ist dann in sich zusammengebrochen.“ Nun habe sich einiges aufgestaut. Es gebe zahlreiche treibende Faktoren, unter anderem die Geldpolitik sowie die Fiskalprogramme, die in den USA und Europa gestartet worden sind, und „die jetzt erst richtig ihre Wirkung entfalten“.

China kurbelt Geschäfte an

Nach wie vor geht der Verband für 2021 von einem Produktionsplus von 10% aus. Bis einschließlich April belief sich der Zuwachs bereits auf 6%. Nach einem besonders starken Zuwachs bei den Bestellungen im April von 72% legte der Auftragseingang im Mai mit etwas weniger rasantem Tempo zu − preisbereinigt und im Vergleich zum schwachen Vorjahr ging es diesmal um 47 % nach oben, wobei das größere Nachfragewachstum erneut aus dem Ausland kam. So kletterten die Bestellungen sowohl aus den Euro-Staaten als auch aus den Nicht-Euro-Ländern jeweils um 55%. Bei der inländischen Nachfrage ging es um ein Drittel nach oben. Seit Jahresbeginn war der Zuwachs bei den Aufträgen aus dem Ausland denn auch doppelt so hoch wie der aus dem Inland. Treibende Kraft ist hierbei vor allem China, das sich von der Corona-Pandemie vergleichsweise schnell erholt hat. Trotz der strengen Einreisebeschränkungen war die Volksrepublik nach mehr als sechs Jahren zuletzt wieder auf Platz 1 der wichtigsten Absatzländer für die deutschen Maschinenbauer gerückt und hat die USA auf den zweiten Platz verdrängt. Mit Blick auf die positiven Signale aus den USA bleibt laut VDMA aber abzuwarten, ob China den Vorsprung im Jahresverlauf noch halten kann. Alles in allem ergibt sich für die Branche von Januar bis Mai ein Orderwachstum von einem Viertel.

Die Zeichen stehen denn auch in der gesamten deutschen Industrie klar auf Wachstum. Unter den Einkaufsmanagern hat sich die Stimmung im Juni wieder verbessert, der entsprechende Index stieg im Vergleich zum Vormonat von 64,4 auf 65,1 Punkte. Damit liegt das Barometer mehr als 15 Punkte über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Dank der Kapazitätserweiterungen vieler Unternehmen verlängern sich die Lieferzeiten mittlerweile auch nicht mehr ganz so stark, hieß es zuletzt von IHS Markit. Das helfe, das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage auszugleichen und Lieferengpässe zu reduzieren. Allerdings dürfte es noch einige Zeit dauern, bis dieses Missverhältnis ganz behoben sei.