Industrie

Maschinenbauer überdenken ihr China-Geschäft

Deutsche Maschinenbauer stehen in ihrem zweitwichtigsten Exportmarkt immer wieder vor Herausforderungen. Viele Unternehmen hinterfragen mittlerweile ihre China-Strategie, wie eine Umfrage zeigt.

Maschinenbauer überdenken ihr China-Geschäft

Maschinenbauer überdenken ihr China-Geschäft

VDMA: Lokale Konkurrenten werden wettbewerbsfähiger – Beteiligungen an chinesischen Firmen sollen helfen

kro Frankfurt

Verschärfte geopolitische Spannungen, eine Ungleichbehandlung vor Ort und eine stärkere lokale Konkurrenz zwingen deutsche Maschinenbauer zu einer Neuausrichtung ihrer Geschäfte in China. Laut einer Umfrage des Branchenverbands VDMA unter gut 300 Mitgliedsunternehmen sind 45% aktuell dabei, ihre Strategie in dem zweitwichtigsten Exportmarkt nach den USA zu überdenken.

Die Diskussion über die weitere Ausrichtung des China-Geschäfts werde laut dem Verband nicht nur in deutschen Firmen, sondern auch in der europaweiten Maschinenbauindustrie geführt. „Mögliche Ansätze sind sicherlich eine Diversifizierung der Absatzmärkte, Lieferketten oder Produktmärkte", sagt Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim VDMA. Dabei sei es sinnvoll, sich in der Triade USA-Asien-Europa mit ähnlicher Gewichtung aufzustellen. "Das bedeutet für viele Unternehmen derzeit eine stärkere Fokussierung auf den US-Markt und – neben China – eventuell zusätzliche Chancen zum Beispiel in Indien zu prüfen", so Ackermann.

Firmen bleiben optimistisch

Mit 86% sind die meisten befragten Unternehmen derzeit trotz der genannten Schwierigkeiten noch zuversichtlich für den chinesischen Markt. 42% wollen ihre Aktivitäten dort sogar in nächster Zeit ausbauen. Dabei hatten sich die Hoffnungen auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen zumindest im ersten Quartal noch nicht erfüllt. Im Gegenteil, die Auslastung der Kapazitäten war im Vergleich zum Vorjahr sogar zurückgegangen.

Zum einen wurde das mit der Investitionszurückhaltung wichtiger Abnehmerbranchen begründet sowie mit fehlenden finanziellen Mitteln bei den Lokalregierungen für neue Großprojekte. Den deutschen Herstellern macht auf der anderen Seite aber auch schlicht zu schaffen, dass die heimische Konkurrenz in der Volksrepublik besser wird. „Wir beobachten eine deutliche Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit von lokalen Unternehmen aufgrund einer erhöhten Qualität und Technologie der Produkte", sagt Ackermann. Die lokalen Wettbewerber seien denn auch verstärkt auf Drittmärkten aktiv.

Der Verband rät seinen Mitgliedern, in der Konsequenz nicht nur über eine geografische Diversifizierung, sondern auch über strategische Kooperationen mit chinesischen Firmen nachzudenken. So könne eine gezielte Beteiligung an dortigen Unternehmen "den Zugang zum Innovationsökosystem in China eröffnen" und europäische Maschinenbauer könnten sich schnell neue lokale Technologien erschließen.

Nachfrageschub aus Indien

Dass Indien als bevölkerungsreichstes Land der Welt und fünftgrößte Volkswirtschaft enormes Absatzpotenzial birgt, ist in der Branche kein Geheimnis. Schon jetzt sind rund 600 VDMA-Mitgliedsunternehmen mit Niederlassungen in dem Land vertreten. Und es dürften mehr werden: Laut einer im Juni durchgeführten Befragung des Verbands planen 17% der hiesigen Firmen, in den kommenden fünf Jahren Produktionskapazitäten in dem Land aufzubauen.

Die wachsende Nachfrage nach Maschinen "Made in Germany" dürfte sie bestärken. Die Exporte der Industrie nach Indien waren 2022 um 28% gestiegen. In keinem anderen der 20 wichtigsten Absatzländer gab es einen so kräftigen Sprung. Dass die Gespräche zwischen der EU und Indien über ein Freihandelsabkommen in diesem Jahr wieder an Fahrt aufgenommen haben, wird in der Branche mit großem Wohlwollen zur Kenntnis genommen.

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