Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec ist mit einem Auftragssprung in das neue Geschäftsjahr gestartet. Die Bestellungen seien im ersten Quartal 2021/22 (31. Dezember) im Vergleich zur Vorjahreszeit um 24% auf 498,3 Mill. Euro gestiegen, teilt das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen mit. Der Anstieg zeige, dass die Bereitschaft zurückkehre, in neue Geräte zu investieren, sagt der seit Anfang 2022 amtierende Vorstandschef Markus Weber. Die Lage in den Krankenhäusern habe sich im Großen und Ganzen normalisiert. Vertriebler und Techniker hätten wieder Zutritt zu den Kliniken und könnten Geräte installieren.

Probleme bereiten aber nach wie vor die Engpässe bei Elektronikartikeln und anderen Zulieferungen. „Die globalen Lieferketten sind weiter sehr angespannt“, sagt Weber, der den Chefposten von Ludwin Monz übernommen hat, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Lieferzeiten würden länger, aber es seien fast keine Aufträge storniert worden. Auch Produktionsstillstände hätten vermieden werden können. „Wir können das insgesamt gut ausbalancieren“, sagt Weber.

Strategisch werde es keine grundsätzliche Änderung geben, kündigt der neue CEO an, der über zwei Jahrzehnte Erfahrung in leitenden Entwicklungs- und Managementpositionen im Stiftungskonzern Zeiss verfügt und an der Erarbeitung der Meditec-Strategie beteiligt war: „Es geht darum, die Strategie sauber zu implementieren und die operative Exzellenz voranzutreiben.“ Dabei verweist Weber auf die „Lokalisierung der Produktion“, also den Aufbau von Werken vor Ort, und den Ausbau der regulatorischen Kompetenzen, da immer mehr Länder eigene Zulassungen verlangten, was zu Wettbewerbsvorteilen gegenüber kleinen und mittelständischen Konkurrenten führe. „Das Geschäft ist sehr erfolgreich, die Prozesse laufen gut“, betont Weber.

Der Umsatz wurde in der Zeitspanne Oktober bis Dezember 2021 um 11% auf 410,2 Mill. Euro ausgeweitet. Der um Sondereinflüsse bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um knapp 5% auf 76,3 Mill. Euro zu. Damit erreichte die Marge 18,6%, ein Rückgang um 1,2 Prozentpunkte zum Startquartal 2020/21. Investoren zeigten sich enttäuscht von den Margeneinbußen. Die im MDax vertretene Aktie gab am Freitag bis zu 10% nach, holte die Einbußen im Handelsverlauf aber weitgehend wieder auf.

Auffällig ist das auf minus 20,3 Mill. Euro verschlechterte Finanzergebnis, das vor allem auf Währungssicherungen zurückgeht. Ursache sei die Aufwertung des chinesischen Renminbi zum Euro, sagt Finanzvorstand Justus Felix Wehmer. Unter dem Strich stehen 38 Mill. Euro Gewinn, verglichen mit 46,3 Mill. Euro im Vergleichszeitraum.

Um 22% auf 83,1 Mill. Euro zugenommen haben die Vertriebs- und Marketingkosten. Es fänden wieder Präsenzmessen statt, zudem sei Reisen teurer geworden, erläutert Weber. In der Hochphase der Pandemie waren die für Zeiss Meditec wichtigen Messen und Kongresse ausgefallen oder virtuell abgehalten worden. Im regionalen Aufriss ragt Asien/Pazifik mit einem Umsatzanstieg von 15% auf 181,5 Mill. Euro heraus. Die stärksten Wachstumsbeiträge seien aus Indien und China gekommen, sagt Weber. In China verfüge das Unternehmen über eine große installierte Basis, so dass der Verkauf von Verbrauchsmaterialien für Augenoperationen steige. Die Kliniken in dem Land seien trotz lokaler Lockdowns weitestgehend geöffnet. In Indien profitiere Carl Zeiss Meditec ein Stück weit von einem Basiseffekt, denn in der Vorjahreszeit habe sich das Land coronabedingt nahezu im Komplettstillstand befunden.

An der Jahresprognose hält Zeiss Meditec fest. Die Ebit-Marge siedelt das Management zwischen 19 und 21% des Umsatzes an, was hinter dem hohen Vorjahreswert von 22,7% zurückbleibt. Mittelfristig soll die Marge nachhaltig oberhalb von 20% etabliert werden.