Mehr Frauen im Vorstand

EY-Studie: Dax-Werte gehen mit gutem Beispiel voran - Anteil weiblicher Führungskräfte wächst langsam

Mehr Frauen im Vorstand

Bleibt es beim bisherigen Tempo, sind erst 2038 ein Drittel der Vorstandsposten in börsennotierten Unternehmen mit Frauen besetzt. Die Dax-Werte gehen immerhin mit gutem Beispiel voran.wf Berlin – Der Anteil von Frauen in den Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland steigt, aber nur sehr langsam. In den 160 Unternehmen, die in Dax, MDax, SDax und TecDax gelistet sind, standen zum 1. Januar 2018 erstmals 50 Frauen in Vorstandsverantwortung – ein Anteil von 7,3 % nach 6,5 % im Jahr zuvor. Dies hat die Beratungsgesellschaft EY in ihrem Mixed-Leadership-Barometer ermittelt. Es ist der bislang höchste Frauenanteil, seitdem EY die Statistik seit 2013 führt. Sieben Frauen zusätzlich sind damit in zwölf Monaten in die Vorstandsgremien eingezogen. Inzwischen werden vier Unternehmen zudem von einer Frau als CEO geführt. Neu ist seit Oktober 2017 Sonja Wärntges. Sie führt die SDax-Firma DIC Asset. Frauen sitzen außerdem beim SDax-Konzern Hamburger Hafen und Logistik sowie den TecDax-Unternehmen GFT Technologies und Medigene auf dem Chefsessel.Mindestens zwei weibliche Vorstandsmitglieder haben zurzeit sieben Unternehmen oder 4 % der börsennotierten Firmen. Die meisten sind Dax-Konzerne: Allianz, Daimler, Deutsche Bank, SAP und Siemens. Im MDax setzen die Aareal Bank sowie im TecDax Telefónica Deutschland auf mehr als eine Frau im Vorstand. “Mühsam und steinig”EY-Partnerin Ulrike Hasbargen zeigte sich angesichts des langsamen Fortschritts ernüchtert: “Der Weg von Frauen in die Führungsspitzen der Unternehmen bleibt leider oft mühsam und steinig.” In den Vorstandsetagen säßen mehrheitlich Männer, daran ändere sich trotz freiwilliger Quoten und öffentlicher Debatten wenig. Für Frauen in Vorständen und Führungsgremien sieht das Gesetz hierzulande eine freiwillige Quote vor. Für Aufsichtsräte gilt indessen eine verbindliche Quote seit 2015. Der Frauenanteil ist dort seitdem deutlich gestiegen. Hasbargen forderte neben der gezielten Förderung von Frauenkarrieren – über frauenspezifische Netzwerke oder Kurse für angehende Führungskräfte – vor allem eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen. Zudem müssten tradierte Rollenbilder überwunden werden.Am fortschrittlichsten sind laut EY die Dax-Unternehmen mit einem 2018 um 1,6 Prozentpunkte höheren Frauenanteil gegenüber Vorjahr. Dieser liegt nun bei 12,9 %. Rund 70 % der 30 Dax-Unternehmen haben mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied, bei 17 % sind es zwei oder mehr Frauen. Besonders schlecht sieht es bei den MDax-Firmen aus. Die Frauenquote liegt dort nur bei 4,4 % nach 3,9 % im Vorjahr. Nur 16 % der 50 MDax-Unternehmen haben überhaupt eine Frau im Vorstand. Bei den 50 SDax-Firmen liegt der Frauenanteil mit unverändert 5,4 % etwas höher. Dort haben 18 % der Unternehmen eine Frau in ihren Vorstandsreihen. Ähnlich sieht es bei den 30 TecDax-Unternehmen aus. Der Frauenanteil in den Vorständen ist auf 5,3 % (4,9 %) gestiegen. Dort haben 17 % mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied.Die meisten Frauen in den Vorständen sind für Operatives verantwortlich wie Produktion oder Logistik. Dies sind 28 %. Ein Viertel der Frauen ist für Personal verantwortlich oder für sonstige Zentralfunktionen wie Marketing, Forschung oder Compliance. Den höchsten Anteil an Vorstandfrauen hat die Telekommunikation, gefolgt vom Finanzsektor und Logistikunternehmen.