Nach Gewinnwarnung

Mehr Gegenwind für Salzgitter

Die Beteiligung am Kupferproduzenten Aurubis und die Technologie-Sparte haben den Stahlkonzern Salzgitter im ersten Quartal in der Gewinnzone gehalten. Das stahlnahe Geschäft spürt die Konjunkturflaute in Deutschland.

Mehr Gegenwind für Salzgitter

Mehr Gegenwind für Salzgitter

Aurubis-Beteiligung und Technologie-Sparte halten Stahlkocher in Gewinnzone

ste Hamburg

Nach der Gewinnwarnung für 2024 am vorigen Dienstag hat der Stahlkonzern Salzgitter bei der Vorlage seiner Quartalsmitteilung zum 31. März am Montag die Bedeutung von Initiativen zur Ergebnisverbesserung sowie der Fortsetzung von Beteiligungsverkäufen im Sinne des Best-Owner-Prinzips unterstrichen. Wie in der zweiten Hälfte 2023 blase der Wind weiterhin von vorne, was sich in den Geschäftszahlen des ersten Quartals niedergeschlagen habe und sich auf den weiteren Geschäftsverlauf 2024 auswirken werde, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler. „Umso wichtiger ist es jetzt, sowohl die Maßnahmen zur Profitabilitätssteigerung und das aktive Portfoliomanagement voranzutreiben als auch den Weg der Transformation entschlossen weiterzugehen.“

Bei Deutschlands zweitgrößtem Stahlerzeuger, der für die erste Stufe des Wechsels auf eine CO2-arme Stahlproduktion bis 2026 rund 2,3 Mrd. Euro investieren will, sackte der Vorsteuergewinn in den ersten drei Monaten um mehr als 90% auf 17,2 (i.V. 183,7) Mill. Euro ab. Das positive Ergebnis wurde neben einem Beitrag von 23,9 (i.V. 29,3) Mill. Euro der at equity einbezogenen knapp 30-prozentigen Beteiligung am Multimetallanbieter Aurubis durch die den Geschäftsbereich Technologie prägende Konzerntochter KHS getragen, die als einer der führenden Anlagenproduzenten in der Abfüll- und Verpackungstechnik gilt und 2024 den Angaben zufolge auf ein neues Rekordergebnis zusteuert.

Kernkundenmärkte schwach

Die neue Salzgitter-Finanzchefin Birgit Potrafki erklärte, eine Fortsetzung der zu Jahresbeginn feststellbaren leichten Belebungsimpulse sowie die ursprünglich antizipierte sukzessive Aufhellung des Marktumfelds seien bislang ausgeblieben. „Insbesondere unsere Kernkundenmärkte Bau, Automobil und Maschinenbau verzeichneten in Deutschland über das erste Quartal hinweg teilweise ausgeprägte Schwächen.“ Dies habe sich vor allem auf das Geschäft der stahlnahen Konzerngesellschaften ausgewirkt, „deren Ergebnisse uns nicht zufrieden stellen können“.

Die Salzgitter-Aktie, am 7. Mai nach der Gewinnwarnung um bis zu 13% auf 21,20 Euro und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2022 gefallen, gab am Montag um 2% auf 22,08 Euro nach. Die DZ Bank, die weiterhin zum Halten des Papiers rät, kürzte das Kursziel von 25 auf 22,50 Euro. Das Institut sprach von einer „Reihe von Herausforderungen“ für das Unternehmen wie die konjunkturbedingt langsamer als erhofft ausgefallene Erholung der Stahlnachfrage, die hohe Abhängigkeit vom deutschen Markt und von der hiesigen Wirtschaft, zuletzt rückläufige Stahlpreise sowie Margendruck durch langsamer sinkende Inputkosten und Verzögerungen bei Projektvergaben.

Sparmaßnahmen geplant

Die Bank verwies darauf, dass Salzgitter aufgrund der gedämpften Marktlage Sparmaßnahmen plane und Investitionsentscheidungen kritisch überprüfe. Es werde auch die Stilllegung eines Teils der Stahlproduktion erwogen, wobei die Abschaltung des Hochofens C eine Option darstellen könne. Gekürzt werden könne alternativ auch bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann, an denen Salzgitter Mannesmann mit 30% beteiligt sei.

Der Thyssenkrupp-Rivale bestätigte mit der Quartalsmitteilung bereits am vergangenen Dienstag veröffentlichte vorläufige Eckzahlen sowie Angaben zur revidierten Prognose. Der Umsatz wird 2024 bei 10,5 (i.V. 10,8) Mrd. anstatt zwischen 10,5 und 11 Mrd. Euro erwartet. Beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) rechnet Salzgitter mit 550 bis 625 (677) Mill. Euro und nicht mehr mit 700 bis 750 Mill. Euro, beim Vorsteuerergebnis mit 100 bis 175 (238) Mill. Euro anstatt mit 250 bis 300 Mill. Euro. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf zeichne sich ab, dass die deutsche Wirtschaft nicht an den Aufschwung in anderen Industriestaaten anknüpfen könne, so die Begründung. Erholungssignale fielen zögerlicher und schwächer aus als ursprünglich antizipiert. Zugleich nehme die Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Halbjahr 2024 zu.

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