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Mehr Liquidität für schwierigen Winter

In der Coronavirus-Pandemie steht bei den Fluggesellschaften die Sicherung von Liquidität im Vordergrund. Denn angesichts eines weitgehenden Stillstandes im Luftverkehr schmolzen seit Anfang 2020 Woche für Woche die finanziellen Reserven dahin....

Mehr Liquidität für schwierigen Winter

lis Frankfurt

In der Coronavirus-Pandemie steht bei den Fluggesellschaften die Sicherung von Liquidität im Vordergrund. Denn angesichts eines weitgehenden Stillstandes im Luftverkehr schmolzen seit Anfang 2020 Woche für Woche die finanziellen Reserven dahin. Viele Firmen mussten Staatshilfe in Anspruch nehmen, einigen gelang es, den Kapitalmarkt anzuzapfen. Zwar hat sich die Nachfrage während der Sommer­saison erholt, wegen der in den kommenden Monaten weiter bestehenden Unsicherheit gehen aber viele Airlines auf Nummer sicher und bauen erneut größere Liquiditätspolster auf.

Zuletzt hatte der Low-Cost-Carrier Easyjet 400 Mill. Dollar an neuen Schulden aufgenommen und gleichzeitig eine Kapitalerhöhung von 1,2 Mrd. Pfund angekündigt. Die Finanzierung soll der Firma einen Puffer für die Wintersaison verschaffen, die nach Meinung vieler Luftfahrt-Manager angesichts erneut ansteigender Infektionszahlen schwierig werden dürfte. Japan Airlines sicherte sich kürzlich fast 300 Mrd. Yen (2,7 Mrd. Dollar) an frischen Mitteln über nachrangige Anleihen und Darlehen. Die Mittel werden auch für die Modernisierung der Flotte verwendet, so JAL. Auch die Lufthansa plant eine Kapitalerhöhung, um die Staatshilfen zurückzahlen zu können, und hat in den vergangenen Monaten zudem diverse Anleihen begeben.

Schwindende Zuversicht

Selbst in den USA, wo zumindest das Inlandsgeschäft für die Fluglinien bereits seit Monaten wieder mehr oder weniger uneingeschränkt läuft, wollen sich viele Airlines wetterfester machen. Grund dafür ist, dass auch hier in den vergangenen Wochen immer weniger Buchungen eingegangen sind. Auf einer Branchenkonferenz vor wenigen Tagen waren sich die Manager der Fluggesellschaften einig, dass der Weg aus der Coronakrise holprig sein wird. Lufthansa-Partner United Airlines rechnet mittlerweile für das laufende und das kommende Quartal mit einem Vorsteuerverlust, vor einigen Wochen waren noch schwarze Zahlen erwartet worden. Delta Air Lines hält noch an der Prognose eines Gewinns im dritten Quartal fest, während Southwest und American Airlines ihre Erwartungen für die Erlöse im dritten Quartal bereits nach unten korrigiert haben.

Die in weiten Teilen verhalteneren Kommentare der Fluggesellschaften zur Nachfrage kommen nach einer starken Sommerreisesaison in den USA. Die Fortsetzung der Pandemie hat eine wachsende Zahl von Unternehmen, darunter Apple und Amazon, aber dazu veranlasst, die Rückkehr von Mitarbeitern in die Büros und die Wiederaufnahme von Geschäftsreisen zu verschieben. Auch die Hoffnungen auf eine Rückkehr der wichtigen internationalen Geschäftsreisen haben einen Dämpfer erhalten, nachdem die Europäische Union angesichts des Anstiegs der Virusfälle ihren Mitgliedsländern erneut Beschränkungen für nicht unbedingt notwendige Reisen aus den USA nahelegt. Die USA wiederum erhalten die Beschränkungen für Reisende aus vielen Ländern schon seit Frühjahr 2020 aufrecht.

In einer Reaktion auf eine Eintrübung des Geschäfts erklärte American Airlines nun, man wolle doch einen größeren Teil der vorhandenen 21 Mrd. Dollar an Barmitteln vorhalten als bisher geplant. Die Fluggesellschaft hatte zunächst vorgesehen, die Liquidität irgendwann im nächsten Jahr auf 10 bis 12 Mrd. Dollar zu reduzieren und alles darüber hinaus zur Schuldentilgung zu verwenden. Was nun detailliert geplant ist, führt das Unternehmen derzeit noch nicht aus. „Weil vieles unsicher ist, sind wir noch nicht bereit, unsere Barmittel zu reduzieren, wir werden sie vielmehr so lange wie möglich halten“, sagte CFO Derek Kerr auf einer Konferenz. Auch Low-Cost-Carrier Southwest Airlines will künftig mehr Liquidität vorhalten, um besser für Krisen gerüstet zu sein – die Rede ist von bis zu 10 Mrd. Dollar statt der bisher veranschlagten 2,5 Mrd. bis 3,5 Mrd. Dollar. Auch die Lufthansa plant für die Zukunft mit einem dickeren Finanzpolster: Ist man in die Coronavirus-Pandemie Anfang 2020 noch mit flüssigen Mitteln von nur rund 2,3 Mrd. Euro hineingegangen, sollen es künftig 6 Mrd. bis 8 Mrd. Euro sein.

Die ausstehenden Schulden der Airline-Branche sind laut Bloomberg seit 2020 weltweit um 23% auf 340 Mrd. Dollar gestiegen. In diesem Jahr haben die Fluggesellschaften bereits Anleihen und Kredite in Höhe von 63 Mrd. Dollar aufgenommen.

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