Technologiekonzern

Meituan saugt sich an der Börse mit Kapital voll

Der chinesische Internetriese Meituan sammelt 10 Mrd. Dollar mit Aktienplatzierung und Wandelanleihen ein.

Meituan saugt sich an der Börse mit Kapital voll

nh Schanghai

Chinas aufgeheiztes Wettbewerbsumfeld für E-Commerce-Dienste rund um Lebensmittel animiert den Technologiekonzern Meituan zu einer gewaltigen Kapitalaufnahme, um sich für eine neue Investitions- und Expansionsoffensive zu rüsten. Der drittgrößte Internetdienstleister im Reich der Mitte sammelt in einer Blitzaktion an der Hongkonger Börse insgesamt 10 Mrd. Dollar in zwei separaten Schritten ein. Zum einen platziert Meituan 187 Millionen Aktien zu 274 HK-Dollar pro Stück am oberen Rand der Vermarktungsspanne, was zu einer Kapitalaufnahme in Höhe von 7 Mrd. Dollar führt. Parallel dazu lässt die Gesellschaft Nullkupon-Wandelanleihen in einem Umfang von 3 Mrd. Dollar begeben, die sich hälftig auf Laufzeiten über sechs und sieben Jahre verteilen.

Bei einem Emissionskurs von 274 HK-Dollar beinhalten die neuen Aktien einen Abschlag auf den Schlusskurs vom Montag in Höhe von 5,3%. Der zu den führenden Investoren bei Meituan zählende Internetkonzern Tencent soll sich im Rahmen der Platzierung mit 400 Mill. Dollar weiter eingekauft haben.

Zwar stand die Meituan-Aktie am Dienstag an der Hongkonger Börse anfänglich unter Druck und gab in der Spitze um bis zu 1,8% nach, ging dann aber letztlich doch bei 293,60 HK-Dollar mit einem Tagesgewinn von 1,5% aus dem Handel.

Druck vom Regulierer

Zuletzt hatte das Papier von Meituan den Anlegern allerdings wenig Freude gemacht: Mitte Februar waren die Titel noch auf ein Allzeithoch bei 450 HK-Dollar geklettert, seitdem sind die Anteilscheine allerdings in schweres Fahrwasser geraten und haben dabei gut 30% an Wert eingebüßt. Damit schrumpfte die Marktkapitalisierung von Meituan um gut 120 Mrd. Dollar. Neben der allgemeinen Baisse im chinesischen Markt haben bei der Korrektur auch regulatorische Probleme eine Rolle gespielt.

Meituan gehört wie Tencent und Konkurrent Alibaba zu einer ganzen Gruppe von E-Commerce-Unternehmen und anderen Internetdienstleistern, die seitens der Wettbewerbsbehörden unter anderem wegen monopolistischer Praktiken angegangen worden sind und sich dazu verpflichtet haben, ihre Geschäftspraktiken zu rektifizieren. Das konzertierte Vorgehen des chinesischen Staates zur Eindämmung der Marktmacht von heimischen Technologiekonzernen hatte in den vergangenen Wochen das Sentiment gegenüber einschlägigen Sektoraktien heftig eingetrübt.

Meituan dürfte die gewaltige Mittelflut in erster Linie dafür verwenden, sich tiefer in die kapitalintensive Schlacht rund um Essenslieferdienste sowie den boomenden Onlinehandel mit Frischwarenlieferungen und lokalisierten Gruppenkäufen zu stürzen. Gleichzeitig aber will Meituan ihre Reichweite als Technologiekonzern ausdehnen und sich unter anderem Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Bereichen wie autonomem Fahren von Lieferfahrzeugen oder Zustelldiensten via Drohnen leisten. Meituan zählt auch zu den führenden chinesischen Playern bei Uber-ähnlichen Fahrdiensten sowie Fahrradleihen in Großstadträumen (Bike-Sharing).

Verlust trotz Wachstums

Meituans Expansionsgelüste bei Essenslieferungen und E-Commerce haben sich zuletzt wieder deutlich im Zahlenwerk des Konzerns niedergeschlagen. Im Schlussquartal 2020 konnte Meituan die Konzernerlöse zwar um 35% auf 37,9 Mrd. Yuan (4,9 Mrd. Euro) hochfahren, verzeichnete aber einen Verlust über 2 Mrd. Yuan.