Mercedes-Benz gibt trüben Ausblick
Mercedes-Benz gibt trüben Ausblick
Autohersteller besänftigt Anleger mit erhöhter Dividende und neuen Aktienrückkäufen – Aktienkurs springt
sck München
Nach einem durchwachsenden zurückliegenden Jahr bleibt Mercedes-Benz für 2024 recht verhalten. Der Stuttgarter Autokonzern rechnet bei einem erneut stagnierenden Pkw-Absatz und einem unveränderten Konzernumsatz mit einem „leicht“ schrumpfenden Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). In der größten Konzernsparte, dem Pkw-Geschäft (Mercedes-Benz Cars) sagt der Vorstand unter Führung von CEO Ola Källenius einen Rückgang der um Sondereffekte bereinigten Umsatzrendite in einer Bandbreite von 10 bis 12% voraus. Auch der freie Cashflow des Industriegeschäfts wird nach robusten Vorjahreswerten im laufenden Zwölfmonats-Berichtsturnus den Rückwärtsgang einlegen. Die Konzernspitze erwartet einen „leichten“ Dämpfer beim freien Mittelzufluss. Der BMW-Rivale begründete das u.a. mit höheren Investitionen für Pkw und Vans. Bei der Prognose hatten sich Analysten im Schnitt etwas mehr erhofft.
Mit Blick auf das geschäftliche Umfeld verwiesen Källenius und Finanzvorstand Harald Wilhelm zur Vorlage der vorläufigen Bilanzzahlen auf die „außergewöhnlichen Unsicherheiten“ für die Autobranche und den Welthandel. Neben dem Ukraine-Krieg erwähnten sie die zunehmenden Spannungen der USA und der EU mit China.
Der Vorstand berichtete zwar davon, dass sich die aktuellen Lieferkettenengpässe „entspannen“, diese würden aber auch 2024 den Absatz „belasten“. Die Probleme werden laut Mercedes-Benz voraussichtlich noch in der gesamten ersten Jahreshälfte andauern. Der Absatz des laufenden ersten Quartals werde „unter Vorjahresniveau“ liegen. Vor allem Schwierigkeiten des Zulieferers Bosch bei der Fertigung von 48-Volt-Batterien für Elektrofahrzeuge dämpfen nach wie vor die Auslieferungen. Aus diesem Grunde musste Mercedes-Benz bereits im Herbst vergangenen Jahres seine Ziele zurücknehmen. Seinerzeit sorgte das für eine Verstimmung bei den Anlegern. Die Aktie von Mercedes-Benz brach an jenem Tag im Oktober um 7% ein.
8,5 Prozent Dividendenrendite
Nach Bekanntgabe der Eckdaten für 2023 wiederholte sich das am Donnerstag trotz der eingetrübten Prognose nicht. Im Gegenteil: Der Titel sprang zeitweise um 6,1% auf 72,24 Euro. Das Papier führte damit den Dax an. Rückenwind erhielt die Aktie von einer guten Stimmung an den Börsen u.a. aufgrund solider Quartalszahlen und eines robusten Ausblicks des US-Technologiekonzerns Nvidia. Zudem konnte Mercedes-Benz die Investoren mit einer steigenden Dividende und abermaligen Aktienrückkäufen bei Laune halten. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen vor, die Dividende je Aktie um 10 Cent auf 5,30 Euro zu erhöhen. Das wäre eine Dividendenrendite von 8,5%. Auf Basis des in 1,07 Milliarden Stückaktien aufgeteilten Grundkapitals ergäbe sich eine Ausschüttungssumme von 5,67 Mrd. Euro. Die um 110 Mill. Euro wachsende Dividendensumme entspräche 39% des erzielten Konzernüberschusses. Ein Jahr zuvor waren es 38%.
Mercedes-Benz kündigte zugleich an, weitere Aktienrückkäufe in einem Volumen von insgesamt 3 Mrd. Euro vorzunehmen. Das Unternehmen will die Anteilscheine über die Börse erwerben und anschließend einziehen. Die Verwaltung will mit dem zusätzlichen Programm unmittelbar an das bisherige Aktienrückkaufprogramm anknüpfen. Seit März vergangenen Jahres kauft Mercedes-Benz eigene Anteilscheine im Wert von bis zu 4 Mrd. Euro zurück.
Analystenerwartung übertroffen
Im vergangenen Jahr machten die Lieferengpässe bei Bosch Mercedes-Benz zu schaffen. Die Autoauslieferungen stagnierten bei etwas über 2 Millionen Einheiten, im Jahresschlussquartal reduzierte sich der Absatz um über 4% auf 514.258 Stück. Die schwäbische Schmiede von Fahrzeugen der Oberklasse schnitt dennoch besser ab als zuletzt von Analysten erwartet. Der Konzernumsatz wuchs um 2% auf 153 Mrd. Euro. Das Ebit verringerte sich allerdings um 4% auf 19,7 Mrd. Euro. Der Nettogewinn des Konzerns gab um knapp 2% auf 14,5 Mrd. Euro nach. Analysten prognostizierten zuvor einen Überschuss von 13,7 Mrd. Euro.
Während die Pkw-Sparte Einbußen verbuchte, präsentierte sich das Geschäft mit Lieferwagen robust. Die operative Marge im Bereich Pkw schrumpfte den Angaben zufolge um 2 Prozentpunkte auf 12,6%, während die Marge bei Vans um fast 4 Punkte auf 15,1% zulegte. Die Lieferwagen-Sparte steigerte die Auslieferungen um 8% auf 447.790 Stück.
Trotz einer trüben Prognose konnte Mercedes-Benz an der Börse überzeugen. In einer guten Marktstimmung sprang die Aktie des Autobauers zeitweise um über 5%. Damit führte das Papier den Dax an. Mit einer erhöhten Dividende und erneuten Aktienrückkäufen hielte die Stuttgarter die Anleger bei Laune.