Steigerung der Verteidigungsausgaben

Mitsubishi Heavy übernimmt Führung von Japans Rüstungsindustrie

Japans wichtigster Hersteller von U-Booten und Raketen ist an der Börse gefragt, weil das einst pazifistische Japan in großem Stil neue Waffen kauft.

Mitsubishi Heavy übernimmt Führung von Japans Rüstungsindustrie

Mitsubishi Heavy Industries führt Japans Rüstungsbranche

Steigerung der Verteidigungsausgaben als Kurstreiber

mf Tokio

Als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine erlebt der Mischkonzern Mitsubishi Heavy Industries (MHI) an der Börse eine unerwartete Renaissance. Der Aktienkurs kletterte im März erstmals nach 34 Jahren auf ein Rekordhoch und legte danach um weitere bis zu 38% zu. Damit erlebte die MHI-Aktie den zweistärksten Zuwachs im Nikkei 225.

MHI profitiert vor allem von Japans Aufrüstung. Der Mischkonzern entwickelt sich zum Zentrum eines neuen militärisch-industriellen Komplexes in Japan, der durch die Anhebung der Verteidigungsausgaben um zusätzliche 43 Bill. Yen (250 Mrd. Euro) bis 2027 und eine engere Rüstungskooperation von Japan mit den USA entsteht. Zu Ende März 2024 lag der Auftragsbestand von MHI bei 1,9 Bill. Yen (11,2 Mrd. Euro), mehr als das Dreifache des Vorjahres, etwa für U-Boote und Raketen. In den zwei Jahrzehnten zuvor lagen die Verteidigungsaufträge von MHI inklusive der zivilen Raketensparte im Schnitt nur bei 500 Mrd. Yen (2,9 Mrd. Euro).

Bemerkenswerter Turnaround

Nach einer Schätzung von Toshiharu Morota, einem Analysten von Okasan Securities, werden die Verträge zwischen dem Verteidigungsministerium und Mitsubishi Heavy für die Geschäftsjahre 2023 bis 2027 ein Gesamtvolumen von mehr als 7,5 Bill. Yen (44 Mrd. Euro) haben. „Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn könnten in den nächsten fünf Jahren oder länger weiter wachsen“, sagte Morota der Finanzeitung Nikkei.

Damit erlebt der Riesenkonzern einen bemerkenswerten Turnaround. Denn erstens wurden Rüstungsaktien in Japan bisher nicht goutiert. Und zweitens hatte MHI den Bau des ersten japanischen Passagierflugzeugs seit den 1960er Jahren in den Sand gesetzt. Der Mitsubishi Regional Jet verschlang Investitionen von 1 Bill. Yen (5,9 Mrd. Euro), bevor das Projekt im Vorjahr eingestellt wurde. Zwar konnte MHI die Kapitalrendite auf 7,6% steigern. Doch die Aktionäre dürften damit nicht zufrieden sein, denn Hitachi verdreifachte ihre Marktkapitalisierung in einem Jahrzehnt, so dass der wichtigste MHI-Rivale fast drei Mal so viel wert ist.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.