Mittelstand droht Ende des Booms

KfW-Panel: Nach den Rekorden von 2018 geht die Dynamik dieses Jahr merklich zurück

Mittelstand droht Ende des Booms

Der Mittelstand in Deutschland eilt von einer Bestmarke zur nächsten. Die kräftige Binnenkonjunktur hat den kleinen und mittleren Unternehmen im Vorjahr zum stärksten Erlöswachstum seit sieben Jahren und zu einem Beschäftigungsrekord verholfen. Doch parallel zur Konjunkturabkühlung in Deutschland deutet sich das Ende des Booms im Mittelstand an. md Frankfurt – Die Ergebnisse des jährlich durchgeführten KfW-Mittelstandspanels zeichnen ein nahezu makelloses Gesamtbild für 2018. Im laufenden Jahr wird sich dieses Bild gemäß der Studie wohl spürbar eintrüben, auch wenn sich das in den Antworten der bis zu 15 000 befragten kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) in Deutschland wegen der Befragungszeit im Frühjahr noch nicht voll widerspiegelt.Demnach sind die Erwartungen an die Umsatzentwicklung bis 2021 konstant positiv: Mit 35 % zu 17 % rechnen wesentlich mehr KMUs mit steigenden als mit sinkenden Umsätzen (siehe Grafik). Gleichwohl werde der Wachstumstreiber des Jahres 2018 – das mittelständische Baugewerbe – vermutlich das hohe Wachstum nicht halten können. Die Unternehmen dürften zunehmend an Kapazitätsgrenzen stoßen, heißt es in der Auswertung der KfW-Umfrage, zudem bremse der Fachkräftemangel. Das zeige sich etwa daran, dass sich die Baufertigstellungen von aufgestauten Baugenehmigungen und Auftragsbeständen entkoppeln. Möglicherweise, so die KfW, spiegele sich dies bereits in den Umsatzerwartungen der betreffenden KMUs wider: In keinem anderen Segment sei der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten geringer (+3 Prozentpunkte versus +18 Punkte im Gesamtmittelstand).In der Studie räumt die KfW ein, dass der Optimismus der KMUs zur Befragungszeit des Mittelstandspanels (11. Februar bis 21. Juni) durch jüngere Konjunkturindikatoren relativiert wird. Ein Ende der Rekordjagd deute sich an. So belege das KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer eine überdurchschnittliche Eintrübung des Geschäftsklimas der mittelständischen Unternehmen zum Ende des Sommers bzw. zum Herbstbeginn. Fast 32 Millionen Beschäftigte Erfreulicher als die gegenwärtige Entwicklung fällt die Bilanz von 2018 aus. Ende des Jahres waren 31,7 Millionen Menschen in KMUs beschäftigt; das sind 391 000 bzw. 1,3 % mehr als im Jahr zuvor. Bemerkenswert sei die Ausweitung der Vollzeitbeschäftigung um 2,4 %, während die Teilzeitbeschäftigung um 1,6 % reduziert worden sei. Tragende Säule des Jobwachstums sei der Dienstleistungssektor gewesen, wobei vor allem die wissensintensiven Dienstleistungen an Bedeutung gewönnen.Die Umsätze der KMUs stiegen nach Angaben der KfW im Schnitt um 4,9 % und damit so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr. Von der konjunkturellen Hochphase des vergangenen Jahres profitierten demnach vor allem Unternehmen des Baugewerbes (+8 %) sowie Kleinstfirmen mit weniger als fünf Beschäftigten (+6,2 %), während das Umsatzwachstum im verarbeitenden Gewerbe deutlich hinter frühere Werte zurückgefallen sei (+4 %).Hohe Zuwachsraten hat laut der Studie der E-Commerce im Mittelstand aufzuweisen: Die Erlöse seien in den vergangenen zwei Jahren um 27 % auf 250 Mrd. Euro gewachsen.Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der KMUs sei mit 31,2 % auf einem hohen Niveau geblieben; viel spreche aber dafür, dass der lang anhaltende Aufbau von Eigenkapital zu einem Ende kommt. Dennoch sollten die Unternehmen mit dieser Quote für eine mögliche Verschlechterung des Finanzierungsklimas gewappnet sein, resümiert die KfW. Das Volumen der Neuinvestitionen stieg 2018 gemäß der Studie um 4,5 % auf 184 Mrd. Euro an. Die KMUs investierten überdurchschnittlich viel in Kapazitätserweiterungen, heißt es, wobei der Dienstleistungssektor heraussteche. Zusätzliche Investitionen seien dabei voll über externe Finanzquellen gestemmt worden. Hier zeige sich das sehr gute Finanzierungsumfeld, gepaart mit einer historisch niedrigen Ablehnungsquote bei Kreditanträgen. Das Gesamtvolumen der Bankkredite habe 75 Mrd. Euro betragen.Aus den Ergebnissen des KMU-Panels schließt KfW-Ökonom Michael Schwartz, dass Beschäftigung, Umsätze und Investitionen auch 2019 zulegen werden. “Die Dynamik aber geht merklich zurück – dem langwährenden Aufschwung scheint allmählich die Puste auszugehen.”