Mittelstand in der Zwickmühle

Commerzbank: Vorsichtiges Investitionsverhalten versus fantasiereiche Innovationen - IT im Vordergrund

Mittelstand in der Zwickmühle

po Frankfurt – Die gute Nachricht: Die Bereitschaft mittelständischer Unternehmen für langfristige Investitionen ist deutlich gestiegen. Die weniger guter Erkenntnis: Für nach vorn in neue Märkte und Produkte gerichtete Ausgaben fehlt es an Risikobereitschaft. Das hat die mittlerweile 14. Studie der Commerzbank-Initiative “Unternehmer Perspektiven” ergeben, in deren Rahmen zu Jahresbeginn gut 4 000 mittelständische Unternehmen befragt wurden.Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft macht noch immer eine “gewisse Verzagtheit” bei den Unternehmern aus, obwohl nach überstandener Finanzkrise die große Unsicherheit bezüglich der Zukunft weg sei. Zwar gaben immerhin 54 % der befragten Unternehmen und damit 15 Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren an, wieder langfristig zu planen. Gute LageAuch sei insgesamt die Lage im Mittelstand so gut wie lange nicht mehr, wie auch die von 2000 bis 2012 um 8,5 Prozentpunkte auf 27,5 % gestiegene Eigenkapitalquote zeige, sagte Commerzbank-Vorstand Markus Beumer. “Die Frage ist jedoch, wann und wie sich dies in konkretem Handeln niederschlägt.”Hüther sieht den Mittelstand weiter auf der Investitionsbremse stehen. Und es stimme skeptisch, wenn drei Viertel der befragten Mittelständler antworten, sie sähen eigentlichen keinen zusätzlichen Investitionsbedarf. Damit aber verspielten Mittelständler die aktuellen sehr guten Chancen auf den Märkten. Für Beumer stecken die Unternehmen deshalb in einer Zwickmühle. “Dass Vorsicht dominiert und offenkundig die Fantasie fehlt, macht Sorgen”, meint Hüther.Nach wie vor gehe es den Unternehmen zuallererst um die Erhaltung und Absicherung ihres Unternehmens, wofür entsprechend derzeit vorrangig in IT investiert werden soll (siehe Grafik). Danach nehme Effizienzsteigerung eine bedeutende Stelle im Prioritätenkatalog ein, und erst zuletzt seien Innovation und Aufbruch dran, meint Beumer. Nachdenklich stimme aber, dass sich viele Unternehmen auf einem niedrigen investiven Niveau eingerichtet hätten.Für Hüther hat in der Tiefe der Unternehmen “Local Low-Tech” noch eine viel zu große Bedeutung. Aber: Die Unternehmen führen damit bisher gut, sie seien sehr robust aufgestellt und für mehr Wachstum startbereit. Stattdessen werde zu oft nach dem Motto “Optimieren vor Innovieren” agiert. Die Geldspeicher sind vollMichael Huvers, einer der Autoren der Studie, bestätigt, dass es an den Unternehmen nicht an Finanzierungsmöglichkeiten hapere. “Die Geldspeicher sind randvoll, Fremdfinanzierung ist zugleich aber äußerst unbeliebt.” Möglicherweise sei gerade die deutsche Kreditaversion wesentlich für die Investitionszurückhaltung.Beumer kann sich sogar vorstellen, dass sich wegen der leichteren Kalkulierbarkeit Mittelständler künftig sogar eher mit der Übernahme von etablierten Unternehmen beschäftigen, als selbst in neue Wachstumsfelder zu investieren. Dass noch niedrigere Zinsen zu einer Belebung der Investitionstätigkeit führen könnten, hält der Commerzbank-Vorstand für eine falsche Hoffnung. Der Mittelstand sei durchaus selbstbewusst, zugleich mit seiner Erfolgsbilanz zufrieden. “Da ist mir zu viel Zufriedenheit”, kritisiert Beumer.