Zahlungsunfähig

Modehersteller Ahlers ist insolvent

Der Herrenmodehersteller Ahlers ist pleite. Seit Jahren hatte der familiendominierte Konzern Verluste geschrieben.

Modehersteller Ahlers ist insolvent

Herrenmodehersteller Ahlers ist insolvent

Nach mehreren Verlustjahren fehlt es an Liquidität – Amtsgericht bestellt Biner Bähr zum Insolvenzverwalter

ak Düsseldorf
ak Düsseldorf

Der Herrenmodehersteller Ahlers hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der börsennotierte Mittelständler aus Herford hatte bereits seit Längerem mit Ertragsproblemen zu kämpfen. Mit dem Angriff auf die Ukraine und den Folgen auf Preise und Lieferketten wurde die Situation noch schwieriger - Ahlers machte zudem viel Geschäft in Russland. Der Vorstand sah sich nun gezwungen, wegen drohender Zahlungsunfähigkeit für die Muttergesellschaft und sieben Tochterfirmen den Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht Bielefeld zu stellen. In einer Mitteilung nannte Ahlers ein extrem widriges Marktumfeld mit allgemeiner Konsumzurückhaltung, Inflation und Handelsinsolvenzen als Gründe. „Trotz Restrukturierungserfolgen lässt die aktuelle Marktsituation leider keine andere Entscheidung zu”, ließ sich Vorstandschefin Stella Ahlers zitieren. Ihre Familie besitzt gut die Hälfte der Aktien und führt den vor gut hundert Jahren gegründeten Konzern in dritter Generation. Die Ahlers-Aktie war schon vor Monaten ein Pennystock geworden. Der Marktwert lag schon vor dem Insolvenzantrag bei nur wenig über 10 Mill. Euro.

Der Geschäftsbetrieb werde bis auf Weiteres fortgesetzt, teilte Ahlers mit. Die für den 3. Mai geplante Hauptversammlung ist jedoch abgesagt. Zu Ahlers gehören die Marken Baldessarini, Pierre Cardin, Pioneer und Otto Kern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (30.11.), erzielte der Konzern einen Umsatz von 171 Mill. Euro, ein Zuwachs von 20% im Vergleich zum Corona-Jahr davor. Allerdings lagen die Erlöse noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie, als Ahlers noch mehr als 200 Mill. Euro umgesetzt hatte. Das seit Jahren negative Konzernergebnis war 2022 trotz des Umsatzanstiegs mit -9,2 Mill. Euro noch einen Tick schlechter ausgefallen als im Vorjahr. Der operative Cash-flow war auf -11 Mill. Euro gesackt, nachdem im Vorjahr noch ein positiver Wert von gut 6 Mill. Euro erzielt worden war.

In den vergangenen Monaten habe die Geschäftsentwicklung unter Plan gelegen, was zu einem Liquiditätsengpass geführt habe, teilte Ahlers mit. Verhandlungen mit Banken zur Sicherstellung der Unternehmensfinanzierung haben nach Darstellung des Konzerns zu keinem positiven Ergebnis geführt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Biner Bähr von der Kanzlei White & Case bestellt, der in der Einzelhandelsbranche bereits weitreichende Erfahrung (Hertie, Esprit) gesammelt hat. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 1700 Menschen. In den von der Insolvenz betroffenen Gesellschaften arbeiten 400 Beschäftigte. Die Töchter im Ausland sind nach Angaben von Ahlers von der Insolvenz nicht betroffen.

In der deutschen Modebranche ist es bereits die zweite prominente Schieflage in diesem Monat. In der vergangenen Woche hatte Gerry Weber die finanzielle Sanierung unter dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) angekündigt.

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