Nach vorläufiger Rettung kommt es für die Baywa knüppeldick
Agrarhandelskonzern in Schieflage
Für die Baywa kommt es noch knüppeldick
sck München
Nach der jüngsten Finanzspritze ist der Münchner Agrarhandelskonzern Baywa noch längst nicht über den Berg. Die rund eine halbe Milliarde Euro umfassende Stützungshilfe gilt nur vorläufig bis Ende September. Danach muss auf Basis eines Sanierungsgutachtens ein umfassendes Paket für das SDax-Mitglied aus dem Genossenschaftssektor geschnürt sein, das eine Neuordnung der Finanzschulden und eine Neuaufstellung des Konglomerats bis auf seine Kernaktivitäten umfasst.
Diesen schweren Brocken müssen die Kreditgenossen und die Gläubigerbanken tragen, denn für die Baywa kommt es mit den bis dahin vorzulegenden Zahlen für das zweite Quartal noch knüppeldick. Womöglich werden hohe Abschreibungen und abermals hohe Zinslasten erneut für hohe Fehlbeträge sorgen – nach dem Verlust des ersten Quartals von 108 Mill. Euro und dem Jahresdefizit 2023 von 93 Mill. Euro. Das schwächt weiter die Kapitalbasis des Unternehmens.
Bilanzungleichgewicht bedroht Fortbestand
Wie es zu dieser Schieflage kommen konnte, verdeutlichen Finanzeckdaten der Baywa für die Zeit von 2008 bis zum ersten Quartal 2024, also unter der Ära von Ex-CEO Klaus Josef Lutz (2008 bis März 2023) und dessen Nachfolger Marcus Pöllinger (seit April 2023). Eine fremdfinanzierte Expansion via Übernahmen sorgte für einen wachsenden Schuldenberg des Konzerns.
Das Finanzergebnis wies immer größere Defizite auf infolge steigender Zinsaufwendungen nach dem Ende der Phase des billigen Geldes. Das zehrt am Cashflow und an der Liquidität. 2023 entsprach der Zinsaufwand von 362 Mill. Euro dem Eineinhalbfachen der liquiden Mittel (233 Mill.). Dieses bilanzielle Ungleichgewicht trug zur Krise bei. Der Baywa drohte die Pleite wegen Zahlungsunfähigkeit.