Nagarro verschreckt Anleger mit Prognosesenkung
Der IT-Dienstleister Nagarro wird im laufenden Jahr weniger stark wachsen als bisher angenommen. Angesichts der Entwicklungen von Januar bis September habe der Vorstand seine Prognose angepasst, teilte das Unternehmen am Dienstag überraschend in München mit.
Ein Sprecher begründete den Schritt mit einer verzögerten Erholung. Zugleich erwarten die Münchener, 2024 etwas profitabler arbeiten zu können. Dies konnte die Anleger jedoch nicht beruhigen, sie nahmen die Neuigkeiten schlecht auf. Die im SDax notierte Nagarro-Aktie verlor im Verlauf mehr als 11%.
Nagarro sieht Zurückhaltung bei Großkunden
Das Management erwartet 2024 statt der ursprünglich angepeilten Summe von rund 1 Mrd. Euro jetzt lediglich 960 Mill. Euro Umsatz. Die Erlöse dürften damit auch geringer ausfallen als von Analysten im Mittel erwartet. Es handele sich aber nicht um eine grundlegende Nachfrageschwäche, sagte ein Unternehmenssprecher. Vielmehr sei die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung nicht so schnell eingetreten wie gedacht. Vor allem die Großkunden seien noch zurückhaltend. Diese Zurückhaltung ziehe sich durch alle Regionen und Branchen.
Trotz der gesenkten Umsatzprognose dürfte sich für Nagarro im Vergleich zum Vorjahr noch ein Umsatzplus ergeben, hieß es. 2023 erlöste das Unternehmen 912 Mill. Euro und erzielte eine operative Marge von 13,8%.
Derweil entfalten die im vergangenen Jahr eingeleiteten Sparmaßnahmen dem Sprecher zufolge ihre Wirkung: Die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll dieses Jahr über 14% liegen anstatt rund um diesen Wert, was auch Analysten bislang für realistisch hielten. 2026 will Nagarro 18% Marge schaffen. Die Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal will das Unternehmen am 14. November vorlegen.
Mit dem Kurseinbruch am Dienstag pulverisierten sich die im laufenden Jahr bisher am Aktienmarkt eingefahrenen Kursgewinne wieder. Erst am Freitag war das Papier auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn zurückgekehrt. Auf Jahressicht steht nun ein Minus von etwa 4% zu Buche.