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Netflix schockt mit mauem Ausblick

Die wachsende Konkurrenz bringt Netflix zunehmend in Bedrängnis. Das Wachstum des Videostreaming-Marktführers gerät zunehmend ins Stocken. Nach einem schwachen Ausblick stürzte die Aktie vor dem Wochenende um mehr als 20% ab.

Netflix schockt mit mauem Ausblick

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Der Videostreamingdienst Netflix und der Heimfitness-Plattformbetreiber Peloton Interactive zählen sicher noch immer zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Denn das Angebot der US-Konzerne diente Abonnenten dazu, das zur Pandemiebekämpfung geschlossene Kino beziehungsweise Fitness-Center kurzerhand nach Hause zu verlegen.

Doch der Glanz verblasst schon eine ganze Weile zusehends. Die hoch defizitär operierende Peloton kämpft auch aufgrund hausgemachter Probleme schon länger mit gestiegenen Kosten und deutlich geringerem Wachstum. Doch auch bei Netflix scheint die Zeit des Corona-Booms endgültig passé. Der Streaming-Marktführer rechnet nach einem enttäuschenden vierten Quartal nur noch mit schwachem Nutzerwachstum. Für die Monate Januar bis März stellt das Unternehmen lediglich 2,5 Millionen neue Kunden in Aussicht, wie es am Donnerstagabend mitteilte. Damit blieb Netflix deutlich hinter den Analystenschätzungen zurück. Im Weihnachtsquartal gewann Netflix mit 8,28 Millionen Abonnenten zwar deutlich mehr Kunden, verfehlte damit aber noch immer das selbst gesteckte Ziel von 8,5 Millionen Neukunden. Insgesamt kamen 2021 rund 18 Millionen Kunden hinzu nach 36 Millionen im Jahr zuvor. Damit kommt der US-Konzern nun auf rund 222 Millionen zahlende Kunden weltweit.

Mehr Konkurrenz

Noch wächst Netflix prozentual zweistellig. Im Schlussquartal stieg der Umsatz um 16% auf 7,7 Mrd. Dollar. Der Gewinn wuchs um rund 12% auf 607 Mill. Dollar. Netflix hatte vor allem zu Beginn der Pandemie einen regelrechten Kundenansturm erlebt, doch das Wachstum flaut ab. Den Streaming-König kommt zunehmend in einen Verdrängungswettbewerb mit der gewachsenen Konkurrenz – Rivalen wie Disney+, Hulu, Apple, Sky und HBO Max rüsten mit viel Geld auf. Im Quartalsbericht räumte Netflix ein, dass sich der Wettbewerb intensiviert habe. Die maue Prognose für das laufende Quartal begründete Netflix auch mit wenigen geplanten Streaming-Premieren. So würden etwa die neue Staffel der Hit-Serie „Bridgerton“ und der mit Spannung erwartete Science-Fiction-Blockbuster „The Adam Project“ erst im März starten. Netflix setzt wegen der verhaltenen Wachstumsaussichten in etablierten Märkten wie Nordamerika stark auf seine internationale Expansion. Asien und Europa waren 2021 mit je über sieben Millionen neuen Nutzern die wichtigsten Märkte für Netflix. In den USA und Kanada kam nur gut eine Million an neuen Kunden hinzu. Die Netflix-Aktie stürzte am Freitag um mehr als 20% ab. Seit Jahresbeginn haben die Titel knapp ein Drittel an Wert eingebüßt.

Auch die Aktien anderer Streaming-Anbieter gerieten unter Druck. Für Walt Disney ging es etwa um 5% nach unten. Der Fitnessplattform-Betreiber Peloton, dessen Aktie am Donnerstag nach schwachen Zahlen um mehr als 20% abgestürzt war, konnte sich leicht erholen. Die Aktie zog am Freitag um 11% an.

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