Homeoffice

Neue Arbeitswelt hält Chefs auf Trab

In der neuen Arbeitswelt werden die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter immer individueller. Für die Führungskräfte in Personalabteilungen bedeutet das langfristig nicht nur mehr Aufwand, wie Fresenius-Personalvorstand Sebastian Biedenkopf im...

Neue Arbeitswelt hält Chefs auf Trab

kro Frankfurt

In der neuen Arbeitswelt werden die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter immer individueller. Für die Führungskräfte in Personalabteilungen bedeutet das langfristig nicht nur mehr Aufwand, wie Fresenius-Personalvorstand Sebastian Biedenkopf im Interview der Börsen-Zeitung sagt. Es bedeutet auch, die eigene Sensibilität für Mitarbeiter im Homeoffice zu schärfen. „Bestimmte Signale und Emotionen spürt man nicht, wenn man vor dem Bildschirm sitzt“, so der Manager, der vor seinem Amtsantritt bei dem Gesundheitskonzern sieben Jahre lang als Chefjurist beim Automobilzulieferer Bosch gearbeitet hat. Man solle als Führungskraft daher „sehr aufmerksam sein und Antennen für gewisse Signale entwickeln“.

Derzeit haben bei Fresenius geschätzt 30 % aller Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Arbeit von Zuhause aus zu erledigen. Der Konzern habe damit auch gute Erfahrungen gemacht − künftig wird sogar noch mehr Flexibilität für diese Gruppe angestrebt. Gleichzeitig sieht Biedenkopf aber auch Grenzen, wenn es um das Homeoffice-Konzept geht. „Wir sollten uns nicht von der Begeisterung totaler Flexibilisierung hinreißen lassen“, warnt er und blickt zurück auf die Zeit vor ein paar Jahren, als noch regelmäßig über die ständige Erreichbarkeit von Mitarbeitern diskutiert worden sei. „Jetzt sind wir zwei, drei Jahre weiter und plötzlich reden alle davon, dass Menschen doch eigentlich immer und überall arbeiten können sollten, damit sie die maximale Flexibilität haben.“ Hier sehe er aber erhebliche Risiken, gerade für die Gesundheit der Mitarbeiter.

Im vergangenen Jahr war die Reisetätigkeit der Fresenius-Mitarbeiter in Deutschland um rund zwei Drittel zurückgegangen. Auch wenn persönliche Begegnungen an den einzelnen Standorten wichtig seien, rechnet Biedenkopf nicht damit, dass im Konzern je wieder so viel gereist wird wie früher. „Ich gehe schon davon aus, dass wir dauerhaft weniger Reisen haben werden, vielleicht so um die minus 20 %“, sagt er. „Viele Kollegen haben nämlich auch festgestellt, dass Reisen eigentlich gar nicht so toll ist, wie man immer gedacht hat, und dass es auch ganz schön ist, nicht ständig in irgendwelchen Schlangen am Flughafen zu stehen und danach im engen Flugzeug zu sitzen.“ Hier habe ein gewisses Umdenken stattgefunden, was Dienstreisen betrifft.

Interview Seite 11

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