Neue Hürden für Autokonzerne

Neben der schwierigen Umstellung auf den neuen Prüfzyklus belasten US-Zölle auf Stahl die Branche

Neue Hürden für Autokonzerne

Die Luft für die deutschen Autohersteller wird immer dünner: Neben den bestehenden Problemen bei der Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP stehen der Branche finanzielle Belastungen durch die angekündigten US-Zölle auf Stahlimporte bevor. Zudem stehen weiterhin Zölle auf Autos im Raum. igo/ste Stuttgart/Hamburg – Bisher hat noch kein Autohersteller seine Jahresprognose aufgrund der Schwierigkeiten bei der Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP und die strengere Abgasnorm Euro 6d-Temp kassiert. Dem Volkswagen-Konzern war die Umstellung jedoch bereits bei Bekanntgabe der Prognose für 2018 einen Nebensatz wert. Der Umsatz soll um 5 % steigen. Die operative Umsatzrendite dagegen könne von 7,4 % vor Sondereinflüssen im vergangenen Jahr auf bis zu 6,5 % sinken. Neben Währungseffekten nannte der Konzern damals auch das neue Testverfahren als Hürde. VW muss nach eigenen Angaben für mehr als 260 Motor-Getriebe-Varianten neue Werte ermitteln, damit die Fahrzeuge nach den ab September geltenden Gesetzen zugelassen werden können. Die Übergangsphase für die Vorbereitung auf WLTP ab Inkrafttreten des Gesetzes sei mit 13 Monaten “extrem knapp” bemessen, heißt es in Wolfsburg. Dass der neue Prüfzyklus kommt, steht jedoch seit Jahren fest. Die Branche hatte darauf spekuliert, dass die Einführung in Europa um drei Jahre verschoben würde. Stattdessen wurde die Einführung vorgezogen und fällt so mit der neuen Abgasnorm und dem damit verbundenen Emissionstest im Realbetrieb (RDE) zusammen. In den USA und Asien entscheiden weiterhin andere Tests über die Zulassung. Unklare AuswirkungenDie finanziellen Auswirkungen der Produktionsverzögerungen sind schwer abzuschätzen. Details dazu nennen die Hersteller nicht. Gleiches gilt für die am Freitag in Kraft getretenen US-Zusatzzölle auf Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU, Kanada und Mexiko. Alle deutschen Hersteller haben Produktionsstandorte in den USA und Mexiko, aus denen teilweise auch exportiert wird. Volkswagen äußerte die Sorge, dass sich der Handelskonflikt zuspitzt. “Es steht zu befürchten, dass dies den Auftakt für eine Negativentwicklung von Maßnahmen und Gegenmaßnahmen darstellt, an deren Ende es keinen Gewinner geben wird”, teilte der Konzern mit. VW rief dazu auf, den Dialog zwischen den USA und der EU im Rahmen der Prinzipien der Welthandelsorganisation WTO fortzusetzen und zu intensivieren, um nachhaltigen wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden. VW würde die Wiederaufnahme von Verhandlungen über ein bilaterales transatlantisches Abkommen zwischen der EU und den USA begrüßen.Alle deutschen Hersteller haben ihre Produktion in den vergangenen Jahren weiter internationalisiert. Allein wegen Wechselkursentwicklungen und aus logistischen Gründen ist es ihr Ziel, möglichst viele Rohstoffe am Produktionsort einzukaufen. BMW bezieht derzeit nach eigener Auskunft mehr als 70 % des jährlichen Stahlbedarfs im US-Werk Spartanburg aus örtlicher Produktion. Dieser Anteil soll nun weiter erhöht werden, teilte der Konzern mit. Daimler will sich zu ihrer Einkaufsstrategie bei Stahl und Aluminium aus Wettbewerbsgründen nicht äußern, die Auswirkungen der nun erhobenen Zölle sowie mögliche Konsequenzen jedoch prüfen. Auch die Autozulieferer prüfen mögliche Auswirkungen. ZF Friedrichshafen bezieht einem Sprecher zufolge rund 80 % des eigenen Bedarfs an Alu und Stahl in den USA vor Ort. Continental äußerte sich kritisch zu den Zöllen. “Wir produzieren weltweit für unsere Kunden vor Ort, aber auch wir sind auf die Mobilität unserer Produkte und Vorprodukte angewiesen”, sagte ein Sprecher. Gute Handelsbedingungen seien daher entscheidend. Der Anlagenbauer Dürr, der unter anderem Lackierstraßen für Autokonzerne aufbaut, kauft nach eigenen Angaben keinen Rohstahl, sondern bearbeitete Produkte wie Stahlbleche. Verteuere sich deren Preis, müssten damit auch Wettbewerber umgehen, die Wettbewerbsposition von Dürr verändere sich damit nicht.Die größte Sorge der Hersteller ist, dass nach Stahl auch Zölle auf europäische Autos erhoben werden. Dem “Wall Street Journal” zufolge lässt die US-Regierung Schutzzölle auf Autos weiter prüfen. Sie würden die deutschen Hersteller empfindlich treffen. Nach China sind die USA ihr wichtigster Exportmarkt.