Chip-Hersteller

Neuer Chef will Intel mit Radikalkur sanieren

Die Sanierungspläne des neuen Intel-Chefs Lip-Bu Tan sehen neben Entlassungen auch einen Umbau der Halbleiterfertigung und verstärkte KI-Anstrengungen vor. Experten begrüßen seine Pläne. Der alte Chef sei "zu nett" gewesen.

Neuer Chef will Intel mit Radikalkur sanieren

Neuer Chef will Intel
mit Radikalkur sanieren

Umbau der Halbleiter-Fertigung und Entlassungen geplant

Reuters San Francisco

Der frisch gekürte künftige Intel-Chef Lip-Bu Tan hat Insidern zufolge bereits vor seiner Ernennung Pläne für eine Sanierung des kriselnden Chip-Herstellers geschmiedet. Sie sähen verstärkte KI-Anstrengungen, einen Umbau der Halbleiter-Fertigung sowie Entlassungen vor, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Tan wolle vor allem im seiner Sicht nach aufgeblähten mittleren Management Stellen streichen. Er habe bei einer Mitarbeiter-Versammlung anlässlich seiner Ernennung in der vergangenen Woche bereits angekündigt, dass der US-Konzern vor „schwierigen Entscheidungen“ stehe.

Intel wollte sich weder zu diesem Thema äußern noch ein Interview mit Tan ermöglichen. Dessen Wagniskapitalfirma Walden Catalyst war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Bei Anlegern kamen die Pläne gut an. Die Aktien des früheren Vorzeige-Unternehmens stiegen im vorbörslichen Geschäft an der Wall Street um gut ein Prozent, nachdem sie in der vergangenen Woche als Reaktion auf Tans Ernennung bereits um gut 16 Prozent zugelegt hatten.

Produktion von Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz

Dylan Patel, Gründer des Research-Hauses SemiAnalysis, begrüßte den möglichen Jobabbau. Der im Dezember geschasste Intel-Chef Pat Gelsinger sei „zu nett“ gewesen. „Er wollte Beschäftigte des mittleren Managements nicht in dem Umfang entlassen, wie es nötig gewesen wäre.“ Gelsinger hatte als Reaktion auf die jahrelange Talfahrt des einst weltgrößten Halbleiter-Herstellers im vergangenen August ein milliardenschweres Sanierungspaket aufgelegt, in dessen Rahmen konzernweit bislang etwa jeder sechste Arbeitsplatz weggefallen ist. Ungefähr zu dieser Zeit hatte Tan, der frühere Chef der Softwarefirma Cadence, den Verwaltungsrat von Intel verlassen. Ein weiteres Ziel Tans sei es, aggressiv Kunden für Intels Auftragsfertigung anzuwerben, sagten die Insider weiter. Außerdem solle die Produktion von Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) wieder aufgenommen werden. Bis zur Entwicklung eines konkurrenzfähigen Chips wird es Experten zufolge aber mindestens noch bis 2027 dauern. 

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