Neues Umweltgütesiegel für die Telekombranche

Boston Consulting: Nachhaltigkeit hat auch finanzielle Vorteile - Höhere Multiples - Beträchtliches Einsparpotenzial für Kohlendioxid

Neues Umweltgütesiegel für die Telekombranche

hei Düsseldorf – Der erhebliche Energieverbrauch in IT und Kommunikation (ITK) – etwa durch Cloud-Computing, Netzwerke und Video-Streaming – führt dazu, dass die ITK-Branche direkt und indirekt einen erheblichen Teil der globalen CO2-Belastung verursacht. Sie wird durch die anhaltende Explosion der Datenverkehre in den nächsten Jahren noch erheblich anschwellen, wie die Telekommunikationsexperten von Boston Consulting Group (BCG), Roman Friedrich und Stefan Hoffmann, in einer Studie mit 18 Firmen des Sektors herausstellen. Derzeit produzieren die ITK-Unternehmen jährlich 1,3 Gigatonnen CO2 pro Jahr; die Hälfte davon entfällt auf die Telekombranche, die damit für bis zu 1,5 % der globalen Emissionen verantwortlich ist. Künftiges AusschlusskriteriumBCG hält es aus mehreren Gründen für wichtig, dass die Branche sich um mehr Nachhaltigkeit bemüht. Einer der wichtigsten: Große Investoren achten bei ihren Anlageentscheidungen zunehmend auf Nachhaltigkeit der Unternehmen; einige – wie BlackRock – haben dies in jüngster Zeit mehr oder minder zum künftigen Ausschlusskriterium erhoben.Für nachhaltige Telekommunikationsunternehmen sei es daher möglich, ihre Bewertung am Kapitalmarkt signifikant zu erhöhen. Top-Performer bei ESG (Environmental, Social, Governance Sustainability) erhalten BCG zufolge bis zu 19 % höhere Multiples. Effizienz als ErgebnistreiberAußerdem stehen Nachhaltigkeitsziele für die Unternehmen durchaus im Einklang mit finanzieller Performance, wie Friedrich und Hoffmann betonen. Durch die Einsparung von Energiekosten sowie Umsatzsteigerungen könne das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um 2 bis 4 % gesteigert werden, rechnen sie vor. Gegenwärtig vernachlässige die Telekombranche sträflich den Sekundärmarkt für Handys und Smartphones, der ein globales Volumen von 39 Mrd. Dollar habe. Stattdessen verschlechtere dieser “Abfall” massiv die Ökobilanz der Telekomnetzbetreiber.Das CO2-Einsparpotenzial pro aufbereitetes Smartphone liege bei 55 Kilogramm. Die höhere Energieeffizienz von 5G gegenüber den Vorgängerstandards soll den Energieverbrauch je Megabit/Sekunde um 70 % senken.BCG hat daher einen umfassenden Nachhaltigkeitsindex speziell für die Branche entwickelt, dessen Parameter es ermöglichen sollen, relevante Performanceindikatoren tatsächlich operativ zu managen. Die Telekommunikationsnetzbetreiber bekämen damit ein Instrumentarium an die Hand, um ihren CO2-Footprint aktiv zu reduzieren, und zwar sowohl direkt im Hinblick etwa auf die eigene Energieeffizienz und “Abfallwirtschaft” als auch indirekt durch ihre Lieferstrategie oder digitalen Produkte, mit denen die Kunden nachhaltiger werden, erklärten die beiden Manager im Pressegespräch in Düsseldorf. An der BCG-Pilotstudie zur Nachhaltigkeit haben 18 Telekomnetzbetreiber in Europa, USA und Asien teilgenommen. Dabei stellen die Unternehmensberater fest, dass in dieser Stichprobe der Median der Teilnehmer erst einen Indexwert von 34 % erreicht.