Transaktion

Nikon bei SLM-Übernahme am Ziel

In Deutschland steht der Name Nikon vor allem für Fotoapparate. Doch jetzt übernimmt der japanische Konzern das deutsche Unternehmen SLM Solutions – den börsennotierten 3D-Metalldrucker-Hersteller aus Lübeck.

Nikon bei SLM-Übernahme am Ziel

cru Frankfurt

Der japanische Nikon-Konzern ist bei der Übernahme der deutschen SLM Solutions Group auf der Zielgeraden. Vorstand und Aufsichtsrat des 3D-Druckerherstellers empfehlen den Aktionären, das öffentliche Übernahmeangebot von Nikon vom 30. September anzunehmen, wie sie jetzt bekannt gegeben haben. Als Basis dient eine Fairness Opinion der Citigroup.

SLM und Nikon hatten am 2. September ein Investment Agreement geschlossen. Zudem gab SLM 10% neues Eigenkapital an Nikon für 45 Mill. Euro aus, und Nikon gab parallel ein Übernahmeangebot für 20 Euro pro Aktie bekannt. Am Mittwoch stand der Kurs der SLM-Aktie bei 19,64 Euro. Damit hat sich der Börsenwert der Firma seit Mitte 2022 verdoppelt auf 450 Mill. Euro.

Inklusive der Kapitalerhöhung und der abzulösenden Wandelschuldverschreibungen von SLM wird Nikon rund 600 Mill. Euro für die Transaktion ausgeben. Dem Deal steht nicht mehr viel im Weg: Das Angebot hat keine Annahmeschwelle als Bedingung, und auch Wettbewerbsbehörden müssen nicht mehr zustimmen. Lediglich die behördlichen Außenwirtschaftsprüfungen zur Kontrolle ausländischer Investitionen in Deutschland stehen noch aus. 2016 war das US-Konglomerat GE mit einem Übernahmeangebot zu 38 Euro pro Aktie noch abgeblitzt.

Mit dem Scheitern des Angebots fiel GE nicht nur als Käufer weg, sondern auch als größter Kunde. Damit setzte ein Abwärtstrend ein. Es wurde deutlich, dass ein großer Teil des frühen Umsatzwachstums von SLM auf Kosten der Qualität der Maschinen teuer erkauft worden war. In einem schwierigen Marktumfeld verlor das Unternehmen nicht nur Umsatz und rutschte tief in die roten Zahlen, sondern büßte nach vier aufeinanderfolgenden Gewinnwarnungen auch das Vertrauen am Kapitalmarkt ein.

Hauptaktionär Elliott

Der aktivistische US-Investor Elliott, der auf eine Erhöhung des GE-Angebots spekuliert hatte, wurde 2016 zum größten Aktionär. Inzwischen hält Elliott 21,7% der Anteile. Zweitgrößter Aktionär mit 17,5% ist der Londoner Hedgefonds Ena Investment Capital, der sich 2020 auch schon beim Industriedienstleister Bilfinger positioniert hatte. SLM-Gründer Hans-Joachim Ihde hält noch 8,9%.

Für alle SLM-Aktionäre, die wie Elliott nach dem Scheitern der GE-Offerte dabeigeblieben sind und die weiteren Finanzierungsrunden mitgemacht haben, könnte sich das Warten gelohnt haben. Das Unternehmen steht heute operativ und technologisch solider da, nachdem Elliott im April 2019 angefangen hatte, stärker Einfluss zu nehmen: Der aktivistische Investor stellte SLM dringend benötigtes Kapital zur Verfügung und initiierte einen weitreichenden Umbau von Aufsichtsrat und Vorstand der Gesellschaft.

Das neue und industrieerfahrene Managementteam um den heutigen CEO Sam O’Leary fand mit Hilfe weiteren Investorenkapitals und der Entwicklung des bis dahin größten und schnellsten Laser-3D-Druck-Systems unter dem Namen NXG XII 600 den Weg zurück zu vollen Auftragsbüchern. SLM konnte Kunden- und Investorenvertrauen zurückgewinnen und steigerte seine Umsätze seit 2019 wieder mit mehr als 20% pro Jahr und ist auf bestem Weg, auch wieder Gewinn zu machen. Die industrielle Verwendung der großen 3D-Druck-Anlagen hat erst begonnen, und SLM Solutions ist in der Partnerschaft mit Nikon positioniert, von der industriellen Verbreitung der Technologie zu profitieren. Nikon soll mit der Expertise in Optik und industriellen Hochpräzisionsgeräten bei der Entwicklung von SLM helfen.

Digitale Fertigungsstrategie

Die Japaner setzen mit der Akquisition die eigene Digital-Manufacturing-Strategie um und etablieren sich in der additiven Fertigung. Laut SLM-Chef Sam O’Leary eröffnet die Zu­sammenarbeit mit Nikon „uns ganz neue Möglichkeiten“: „Wir freuen uns, Teil eines so traditionsreichen Hightech-Konzerns zu werden.“

Wertberichtigt Seite 2

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