Kamerahersteller

Nikon sagt Sayonara zur Spiegelreflexkamera

Der traditionsreiche japanische Kamerahersteller beendet die Ära der Spiegelreflexkamera. Die Umstellung soll das Geschäft retten.

Nikon sagt Sayonara zur Spiegelreflexkamera

mf Tokio

 Nikon will keine neuen digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) mehr entwickeln. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen nach eigenen Angaben auf spiegellose Kameras, die mit einem elektronischen Sucher statt einem halbdurchlässigen Spiegel arbeiten. Bestehende DSLR-Modelle werden jedoch weiter hergestellt und repariert. Das letzte neue Modell, die D6, kam im Juni 2020 auf den Markt.

Die Nikon F, die erste Spiegelreflexkamera mit analogem Film des 1917 gegründeten Herstellers, ging 1959 in den Verkauf. Schon fünf Jahre später bei den Olympischen Spielen in Tokio verwendeten alle Pressefotografen eine Nikon. Die Kameras dieser Marke waren wegen ihrer hohen Robustheit besonders bei Kriegsreportern beliebt. In den späten 1990er Jahren verlagerte der Hersteller seinen Schwerpunkt auf DSLR-Kameras.

Im Gegensatz zu Marktführer Canon, Newcomer Sony und Innovator Panasonic zögerte Nikon die Entwicklung von spiegellosen Digitalkameras lange hinaus, um das eigene DSLR-Geschäft nicht zu kannibalisieren. Die vielen Objektive benötigten zudem einen lästigen Adapter, damit sie auf spiegellose Modelle passten. Die erste spiegellose Kamera Z7 für Profis kam erst 2018, das Top-Modell Z9 folgte drei Jahre später.

Diese Taktik musste Nikon teuer bezahlen: Zur Sanierung schloss man zwei Fabriken in Japan und baute Arbeitsplätze im Ausland ab. Trotzdem schrieb die Kamerasparte im Geschäftsjahr 2021 mit 35,7 Mrd. Yen (umgerechnet 260 Mill. Euro) operativ noch rote Zahlen. Hinter Canon und Sony fiel Nikon laut Marktforscher Techno Systems 2020 auf den dritten Platz zurück.

Nach Angaben der Camera & Imaging Products Association erzielten Spiegelreflexkameras 2021 einen Weltumsatz von 670 Mill. Dollar, während spiegellose Kameras mit 2,4 Mrd. Dollar auf mehr als das Dreifache kamen. Sie sind leichter und kommen daher besser bei Frauen an. Profifotografen mögen, dass sie viele Aufnahmen schnell hinter­einander machen können.

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