Nonprofit-Gremium soll Kontrolle über OpenAI verlieren
Nonprofit-Gremium soll Kontrolle über OpenAI verlieren
Technologiechefin Mira Murati tritt zurück
Reuters San Francisco
OpenAI will sich Insidern zufolge für Investoren attraktiver machen und krempelt dafür seine Eigentümerstruktur um. Die gemeinnützige Organisation, die bislang über den Verwaltungsrat den gewinnorientierten Teil des ChatGPT-Entwicklers kontrolliert, solle ihre Mehrheit abgeben, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Mittwoch. Außerdem werde die Obergrenze für die Rendite von Investoren aufgehoben.
Im Rahmen der Restrukturierung erhalte Firmenchef Sam Altman Aktien des gewinnorientierten Unternehmensteils, dessen Gesamtwert auf 150 Mrd. Dollar taxiert wird. „Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Entwicklung von KI, die allen zugutekommt“, teilte OpenAI mit. „Die gemeinnützige Organisation ist das Herzstück unserer Mission und wird auch weiterhin bestehen.“
Diese solle nach der Restrukturierung eine Minderheit am gewinnorientierten Unternehmensteil halten, sagten die Insider weiter. Über die Details werde noch verhandelt. Außerdem sei der Zeitplan noch unklar. Der mögliche Firmenumbau fällt mit einigen hochkarätigen Abgängen zusammen. Am Mittwoch kündigte Technologiechefin Mira Murati überraschend ihren Rückzug an. Sie wolle „Zeit and Raum für ihre eigene Entdeckungsarbeit schaffen“, schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Auch der für das Tagesgeschäft zuständige Chef Greg Brockman ist auf dem Absprung. In den vergangenen Wochen hatten die OpenAI-Mitgründer John Schulman und Ilya Sutskever ihren Hut genommen.
OpenAI wurde 2015 als gemeinnützige Einrichtung zur Forschung an künstlicher Intelligenz (KI) gegründet. Vier Jahre später kam OpenAI LP als gewinnorientierte Tochter hinzu, in die unter anderem der Software-Konzern Microsoft Milliarden investiert hat. Ende 2022 veröffentlichte das Unternehmen ChatGPT und löste einen weltweiten KI-Boom aus, der immer noch anhält.
Die ungewöhnliche Eigentümerstruktur von OpenAI sollte ursprünglich dazu dienen, die Entwicklung einer „sicheren künstlichen Allgemeinen Intelligenz“ (Artificial General Intelligence, AGI) sicherzustellen. Diese „Superintelligenz“ soll der Menschheit dienen. Im vergangenen November hatte der Verwaltungsrat Firmenchef Altman wegen mangelnder Kommunikation und eines Vertrauensverlustes zunächst gefeuert. Der Geschasste kehrte aber wenige Tage später wieder auf seinen Posten zurück.
Furcht vor negativen Folgen von KI
Gibt der gemeinnützige Teil von OpenAI die Kontrolle über das gewinnorientierte Unternehmen ab, kann dieses wie ein gewöhnliches Startup agieren. Investoren kommt dies entgegen. Kritiker befürchten allerdings, dass OpenAI dadurch die Tests für mögliche negative Folgen von KI vernachlässigen könnte. Das Unternehmen hatte zuvor bereits das Team, das sich mit diesem Thema beschäftigte, aufgelöst.
Es blieb zunächst unklar, wie viele OpenAI-Anteile Altman im Rahmen der Restrukturierung erhalten soll. Ihn haben Engagements bei anderen Startups bereits zum Milliardär gemacht.