Nestlé

Nordamerikanisches Wassergeschäft für stolzen Preis veräußert

Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé treibt den Umbau seines Geschäfts mit einem Milliarden-Deal voran. Das Schweizer Unternehmen verkauft das nordamerikanische Wassergeschäft für 4,3 Mrd. Dollar an den US-Finanzinvestor One Rock Capital, der...

Nordamerikanisches Wassergeschäft für stolzen Preis veräußert

md Frankfurt

Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé treibt den Umbau seines Geschäfts mit einem Milliarden-Deal voran. Das Schweizer Unternehmen verkauft das nordamerikanische Wassergeschäft für 4,3 Mrd. Dollar an den US-Finanzinvestor One Rock Capital, der dabei mit der auf die Konsumgüterindustrie spezialisierten Metro­poulos zusammenarbeitet, wie Nestlé mitteilt. Die Transaktion umfasse lokale Quellwassermarken wie Poland Spring und Pure Life sowie den US-Getränkelieferservice Ready Refresh für den Direktversand an Endverbraucher. Die internationalen Premiummarken von Nestlé – Perrier, S. Pellegrino und Acqua Panna – blieben dagegen bei den Eidgenossen. Die Vereinbarung folgt auf die Ankündigung von Nestlé im vergangenen Jahr, eine strategische Prüfung von Teilen des Wassergeschäfts in Nordamerika vorzunehmen und das globale Wasserportfolio stärker zu fokussieren.

„Wir treiben die Umgestaltung unseres globalen Wassergeschäfts weiter voran und richten es auf langfristiges und profitables Wachstum aus“, erklärte CEO Mark Schneider, der seit seinem Amtsantritt Anfang 2017 Dutzende von Transaktionen durchgeführt hat. So stieß Nestlé schwächelnde Bereiche wie das Eiscreme-Geschäft in den USA und das Geschäft mit der Marke Yinlu (Erdnussmilch und Reisporridge-Konserven) in China ab. Im Gegenzug baute das Unternehmen Bereiche wie Kaffee und medizinische Ernährung mit Zukäufen aus. Schneider will damit das Wachstum des Konzerns ankurbeln. Nestlé bekräftigte die Verpflichtung, das gesamte Wasserportfolio bis 2025 CO2-neutral zu gestalten.

Das nordamerikanische Wassergeschäft erwirtschaftete 2019 den Angaben zufolge einen Umsatz von 3,4 Mrd. sfr (3,15 Mrd. Euro). Im vergangenen Jahr dürften die Erlöse auf rund 2,8 Mrd. sfr geschrumpft sein, weil der Außerhauskonsum in der Coronakrise einbrach und der Dollar zum Franken an Wert verlor, schätzt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. Den Verkaufspreis für das Geschäft stufte er als „äußerst attraktiv“ ein. Auch Martin Deboo von Jefferies erklärte, der Verkauf der nordamerikanischen Wasseraktivitäten an US-Finanzinvestoren sei wohl „ein gutes Geschäft“ für den Nahrungsmittelriesen.

„Das Portfoliomanagement von Nestlé ist nahezu tadellos“, lobte Bertschy. Für die Zeitspanne von 2018 bis 2021 rechnet der Vontobel-Analyst mit Zu- und Verkäufen im Wert von insgesamt 40 Mrd. sfr. Jefferies-Analyst Deboo konstatierte, dass Nestlé nun im laufenden Portfolioumbau eine weitere Transaktion abhaken könne. Andreas von Arx, Analyst der Baader Bank, meinte, dass es eine gute Nachricht sei, dass der Verkauf von Nestlé Waters North America Brands bereits vor Bekanntgabe der Jahreszahlen 2020 am heutigen Donnerstag mitgeteilt werden konnte.

Gestern schloss die Nestlé-Aktie an der Schweizer Börse etwas leichter bei 100 sfr. Der Konzern kommt auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 275,5 Mrd. Euro.