Nur knapp ein Drittel der Dax-Aktien gehört deutschen Anlegern
Mehrheit der Dax-Konzerne in ausländischen Händen
EY-Analyse: Rund 52 Mrd. Euro Dividenden gehen an die Aktionäre – Nur 20 Mrd. Euro davon bleiben in Deutschland
cru Frankfurt
Weniger als ein Drittel aller Aktien der Dax-Konzerne gehören deutschen Anlegern – und bei 24 der 40 Dax-Konzerne liegt auch die Mehrheit der Aktien in ausländischen Händen. Das geht aus der Analyse der Unternehmensberatung EY über die Aktionärsstrukturen im Dax hervor. Demnach schütten die bedeutendsten börsennotierten deutschen Unternehmen zwar für 2022 eine Rekordsumme an Dividenden aus: Rund 52 Mrd. Euro gehen an die Aktionäre – ein Anstieg um 7% gegenüber den 48 Mrd. Euro im Vorjahr.
Aber nur 20 Mrd. Euro davon bleiben laut EY in Deutschland. Der Großteil des Geldes wird an Anleger im Ausland ausgezahlt: 26,3 Mrd. Euro erhalten ausländische Investoren.
Der Grund: Die Wertpapiere von Deutschlands Top-Unternehmen befinden sich mehrheitlich – zu 52% – in der Hand ausländischer Investoren. Jeweils 22% gehören im Schnitt europäischen oder amerikanischen Aktionären. Anleger aus Deutschland besitzen mit 31% lediglich etwas weniger als ein Drittel der Wertpapiere der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen des Landes. Der übrige Aktienbestand der Dax-Konzerne lässt sich nicht zuordnen.
Anteil deutscher Aktionäre sinkt leicht
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Auslandsanteil weiter leicht gestiegen – um 0,6 Prozentpunkte –, während der Anteil deutscher Aktionäre erneut leicht gesunken ist (minus 0,2 Prozentpunkte). Aktuell liegen 22,3% der Aktien der Dax-Konzerne in Depots von Anlegern im europäischen Ausland. Nordamerikanische Anleger halten 21,8% der Aktien. Investoren aus anderen Weltregionen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Auslandsmärkte immer wichtiger
Grund für den hohen Auslandsanteil dürfte die im Ausland meist kapitalgedeckte Altersvorsorge sein. Laut Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, werden zudem für die deutschen Top-Konzerne “ausländische Märkte immer wichtiger, und das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung ihrer Investoren wider”. “Gerade die USA und China haben inzwischen für viele Unternehmen eine deutlich größere Bedeutung als der deutsche Heimatmarkt”, sagt Ahlers. “Es ist nur folgerichtig, wenn mit dieser Internationalisierung des operativen Geschäfts auch eine Internationalisierung der Aktionärsstruktur einher geht.” Das bedeute allerdings auch, dass von den Rekord-Dividenden inzwischen in erster Linie Anleger im Ausland profitierten.
Am höchsten ist der Anteil ausländischer Anteilseigner beim Wohnungsvermieter Vonovia – rund 84% der Aktien des Immobilienkonzerns sind in den Händen ausländischer Investoren. Am geringsten ist der ausländische Anteil bei Siemens Healthineers mit 11%. Insgesamt nahm der Aktienbestand ausländischer Aktionäre im Jahr 2022 bei 22 Dax-Unternehmen zu.
Am stärksten stieg der Auslandsanteil bei Daimler Trucks mit einem Plus von 12 Prozentpunkten. Am stärksten gesunken ist er bei der der Deutschen Post mit einem Minus von 10 Prozentpunkten. Nimmt man den längeren Zeitraum seit 2010 in den Blick, ist der Auslandsanteil am stärksten bei Continental gestiegen – mit einem Plus von 40 Prozentpunkten. Am stärksten gesunken ist in diesem Zeitraum der Auslandsanteil bei Infineon mit einem Minus von 19 Prozentpunkten.
Die höchste Überweisung ins Ausland tätigt indes Mercedes Benz. Der Autohersteller zahlt Dividenden in Höhe von 4 Mrd. Euro an ausländische Anleger, und 1,6 Mrd. Euro fließen auf Konten deutscher Investoren. Bei der Allianz gehen 2,9 Mrd. Euro ins Ausland.
Porsche noch sehr deutsch
Den höchsten Anteil deutscher Anleger weist mit 88% die Porsche AG auf. Die große Mehrheit der Aktien gehört der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE.
Der Anteil nordamerikanischen Investoren ist 2022 weiter gestiegen und liegt aktuell bei 21,8%. Seit dem Jahr 2010 ergibt sich für die Unternehmen, für die durchgängig entsprechende Informationen vorliegen, ein Anstieg des Nordamerika-Anteils um 6 Prozentpunkte. Umgekehrt ist im gleichen Zeitraum bei diesen Unternehmen der Anteil, den Investoren aus dem europäischen Ausland hielten, um 2,8 Prozentpunkte gesunken.
„Der steigende Anteil außereuropäischer Anleger ist ein deutlicher Indikator für die zunehmende Globalisierung der deutschen Top-Konzerne und die damit einher gehende wachsende Bedeutung von Investoren außerhalb Europas“, sagt Ahlers. „Den Vereinigten Staaten kommt dabei eine besondere Rolle zu. Nicht nur ist Nordamerika ein enorm relevanter Absatzmarkt und Produktionsstandort für viele deutsche Unternehmen. Zudem haben auch einige sehr bedeutende institutionelle Investoren hier ihren Sitz, die aktiv Einfluss auf die geschäftliche Ausrichtung der deutschen Unternehmen nehmen.“
Dass ausländische Anleger sich verstärkt für deutsche Konzerne interessieren und investieren, hält Ahlers für ein positives Signal: „Deutsche Top-Unternehmen sind attraktiv – nicht zuletzt, weil sie so wettbewerbsfähig und so stark internationalisiert sind.“ Die zunehmende Bedeutung des Auslands für deutsche Konzerne habe aber auch Konsequenzen für den Standort Deutschland: „Ausländische Märkte gewinnen für deutsche Top-Konzerne immer weiter an Bedeutung – als Absatzmärkte wie auch als Produktionsstandorte.“
Die Wertpapiere von Deutschlands Top-Unternehmen befinden sich mehrheitlich – zu 52% – in der Hand ausländischer Investoren. Jeweils 22% gehören im Schnitt europäischen oder amerikanischen Aktionären. Das geht aus der Analyse der Unternehmensberatung EY über die Aktionärsstrukturen im Dax hervor.