Ottobock hält Wachstumstempo
Im Gespräch: Arne Kreitz
Ottobock hält Wachstumstempo
Finanzchef: Börsenpläne weiterhin im Blick, IPO aber nicht in Vorbereitung − Zuversicht für 2025
Von Carsten Steevens, Hamburg
Nach den Veränderungen im Eigentümerkreis hat Ottobock 2024 das Wachstumstempo der beiden Vorjahre gehalten und sieht auch die Gewinnmarge verbessert. Für das laufende Jahr signalisiert das Management Zuversicht. Ein Börsengang steht weiterhin im Raum, in Vorbereitung ist das IPO-Projekt aber derzeit nicht.
Ottobock hat im abgelaufenen Geschäftsjahr vorläufigen Zahlen zufolge seinen Umsatz um mehr als 7% auf über 1,6 Mrd. Euro und das bereinigte operative Ergebis vor Abschreibungen (Ebitda) um 17% auf über 325 Mill. Euro gesteigert. Für 2025 zeigt sich das Management zuversichtlich. „Wir gehen davon aus, die sich die positiven Trends der vergangenen Jahre und vor allem des Jahres 2024 weiter fortsetzen werden“, sagte Finanzchef Arne Kreitz am Donnerstag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Ob der Prothesenhersteller Ottobock aus Duderstadt, der nach dem Rückkauf des 20-prozentigen EQT-Anteils im vergangenen Jahr wieder vollständig der Eigentümerfamilie Näder gehört, im laufenden Turnus an die Börse kommen wird, ließ er offen.
„Wir hatten ein sehr gutes Jahr 2024 mit einem organischen und nominalen Umsatzwachstum von mehr als 7%", erklärte der seit Mai 2022 amtierende CFO mit Verweis auf Akquisitionen und Beteiligungsverkäufe, deren Effekte sich im Berichtsjahr in etwa ausgeglichen hätten. Das organische Wachstum, das Transaktionen außen vor lässt, stehe im Einklang mit den beiden vorangegangenen Jahren.
Zukauf in Dänemark
Im Produktgeschäft habe man durch Innovationen „ein sehr gutes Momentum“, im Komponentenbereich habe Ottobock in entwickelten Märkten mit Wiedererstattung gute Fortschritte erreicht und in weniger entwickelten Märkten zugelegt, so Kreitz. Im Geschäft der Patientenversorgung wurde das Geschäft 2024 auch durch den Zukauf des dänischen Versorgers Sahva verstärkt, der 2023 auf Erlöse von rund 40 Mill. Euro kam.
Die Steigerung von Umsatz und Ergebnis 2024 entspreche den Erwartungen im Unternehmen, unterstrich der Finanzchef. Die im Vergleich zum Umsatz stärkere Steigerung des bereinigten Ebitda sei neben dem Wachstum auf die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen sowie die Fokussierung des Geschäfts durch Verkauf der US-Firma Cascade zurückzuführen.
Marge verbessert
Kreitz fügte hinzu, die Belegschaft von Ottobock sei 2024 gewachsen, gemessen am Umsatzwachstum aber unterproportional. „Deshalb können wir Skalierungseffekte erzielen, was sich positiv auf die operative Marge auswirkt.“ Die bereinigte Ebitda-Marge landete 2024 bei rund 20,5% etwa 2 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. „Mit unserer Profitabilität können wir uns im Wettbewerbsvergleich sehen lassen, ebenso mit den erreichten Fortschritten im Geschäft“, fügte der CFO hinzu. „Sondereffekte wie Abfindungszahlungen für Effizienzmaßnahmen ändern nichts an der Gesamtaussage, dass sich Ottobock beim Wachstum und beim operativen Ergebnis auf einem guten Weg befindet.“
Kreitz sagte weiter, die Veröffentlichung erster Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr bereits Mitte Januar stehe nicht im Zusammenhang mit möglichen Börsenplänen. „Inzwischen liegt uns zu einem früheren Zeitpunkt ein valides Bild über die Geschäfts- und Ergebnisentwicklung des vergangenen Geschäftsjahres vor, weshalb wir auch jetzt schon kommunizieren können.“ Dass man die IPO-Option weiterhin im Blick habe, sei kein Geheimnis. „Wir befinden uns aber derzeit nicht in operativen Vorbereitungen, was einen Börsengang von Ottobock angeht“, so der CFO. Im Frühjahr 2022 − kurz nach Beginn des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine − hatte das Unternehmen IPO-Pläne wegen schlechter Rahmenbedingungen auf Eis gelegt.
Ausreichend finanziert
Kreitz erklärte, eine Börsennotierung würde Ottobock neue Finanzierungswege öffnen. Was die aktuellen strategischen Pläne bis 2030 angehe, sei man aber gut finanziert. „Wir können sie mit den Finanzierungsstrukturen, die wir im Augenblick haben, umsetzen.“