Panasonic stellt alle Geschäfte auf den Prüfstand
Panasonic stellt alles auf den Prüfstand
Investitionen in „grüne“ Energien sollen sich endlich rentieren – Verkauf der Autosparte an US-Privatinvestor
Der Aktienkurs von Panasonic hinkt dem Nikkei 225 hinterher. Nun will der Konzern in den nächsten drei Jahren schärfer prüfen, in welche Geschäftsbereiche frisches Kapital fließt. Was nicht wächst und wo Investitionen nicht genug abwerfen, soll saniert oder verkauft werden, so wie es bereits bei der Autosparte geschieht.
Der japanische Mischkonzern Panasonic verstärkt seinen Fokus auf Profitabilität und erklärt erstmals die Rendite auf das investierte Kapital zum wichtigsten Bewertungsmaßstab. Auf diese Weise will CEO Yuki Kusumi das Umbautempo vom Konsumelektronikhersteller zum „grünen“ Energiekonzern mit B2B-Firmengeschäften beschleunigen, etwa als Akkulieferant von Tesla. Zuletzt hätte Panasonic die angestrebten Margen insbesondere in Investitionsbereichen verfehlt und die Erwartungen von Aktionären und Investoren enttäuscht, räumte Kusumi vor Analysten ein. Mit einem Kurs-Buch-Verhältnis von 0,68 erfüllt Panasonic nicht einmal die Anforderung der Tokioter Börse für das Segment Prime, wonach der Börsenwert höher als der Buchwert sein muss.
Kusumi verordnet allen Gruppenfirmen „strikte Finanzdisziplin“ und führt dafür eine recht komplexe Formel ein: Geschäfte ohne Wachstumspotenzial, deren Rendite auf das investierte Kapital kleiner sei als der gewichtete Kapitalkostensatz, würden als „problemhaft“ eingestuft, erläuterte Kusumi seine neue Strategie. Diesen Einheiten drohten „drastische Maßnahmen“ bis hin zum Verkauf. Bis Anfang 2027 soll es bei Panasonic keine „Problem-Geschäfte“ mehr geben.
Alle Einheiten sollen eine Zielrendite auf das investierte Kapital von mindestens 3 Prozentpunkten über dem Kapitalkostensatz erreichen. „Ich bedaure, dass ich mich nicht genug darum gekümmert habe“, so der CEO.
Apollo steigt ein
Beim Portfolio-Management wird das Management künftig auch prüfen, ob man selbst die notwendigen Investitionen tätigen kann und von diesem Geschäft genug versteht. Ein Beispiel liefert die Automotive-Sparte, die zwar 17% vom Umsatz beisteuert, aber nur eine operative Marge von 2,9% einbringt. Hier gestand Panasonic sich ein, auf diesem Feld aus eigener Kraft kein globaler Player werden zu können. Daher verkaufte man die Sparte Ende März zu einem Firmenwert von 311 Mrd. Yen (1,9 Mrd. Euro) an die US-Beteiligungsgesellschaft Apollo. Mit einem Restanteil von 20% hofft Panasonic allerdings auf Erlöse aus einem späteren Börsengang.
Nach seiner Amtsübernahme im April 2021 hatte Kusumi zunächst die Überführung in eine Dachgesellschaft mit acht operativen Einheiten und fünf Segmenten vollzogen. Seine Ziele für den Drei-Jahres-Zeitraum von 2022 bis 2024 hat der 59-Jährige aber nur teilweise erreicht. Für 2024 erwartet Panasonic eine Kapitalrendite von 7%, angestrebt wurden 10%. Statt eines kumulierten Betriebsgewinns von 1,5 Bill. Yen kommen in den drei Jahren wohl nur 1 Bill. Yen (5,9 Mrd. Euro) zusammen. Lediglich den kumulierten operativen Cashflow von 2 Bill. Yen kann Kusumi als Ziel abhaken.
Mehr „grüne Investitionen“
Immerhin verbuchte Panasonic im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis 31.3.) mit 444 Mrd. Yen (2,6 Mrd. Euro) den bisher höchsten Nettogewinn, gestützt durch Steuergutschriften aus der EV-Akku-Produktion in den USA und der Schließung einer TV-Fabrik. Im neuen Geschäftsjahr soll der operative Ertrag leicht auf 380 Mrd. Yen (2,3 Mrd. Euro) steigen. Der Anteil der „grünen“ Investitionen soll von 50% auf 70% wachsen und den Absatz von EV-Akkus, Solarzellen, Brennstoffzellen und Wärmepumpen ankurbeln, obwohl diese Märkte zuletzt schwächelten.