Pandemie beflügelt E-Commerce mit Waren
ste Hamburg
Der E-Commerce mit Waren hat in Deutschland im zweiten Coronakrisenjahr um 19% auf einen Bruttoumsatz von 99,1 Mrd. Euro zugelegt. Verglichen mit der Steigerungsrate von 14,6% im Jahr 2020, in dem die Covid-19-Pandemie ihren Anfang nahm, legte der Online-Handel mit Waren noch einmal stärker zu, während sich der Bruttoumsatz mit Dienstleistungen im E-Commerce 2021 anders als erhofft nicht erholte, sondern um weitere 12,8% auf 8 Mrd. Euro schrumpfte – nach rund 53% im Jahr zuvor. Mit insgesamt 107,1 Mrd. Euro wurde das Ziel des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH), 2021 erstmals mit dem gesamten Branchenumsatz die Marke von 100 Mrd. Euro zu übertreffen, erreicht.
Wie Gero Furchheim, Präsident der Branchenvereinigung der Online- und Versandhändler, im Jahrespressegespräch des Verbandes erläuterte, wurde im abgelaufenen Jahr fast jeder siebte Euro, der in Deutschland für Haushaltsausgaben im Einzelhandel zur Verfügung stand, für Waren im E-Commerce ausgegeben. Im Jahr 2020 war es jeder achte. Bereinigt um Lebensmitteleinkäufe zog der E-Commerce mit Waren den Angaben zufolge 2021 jeden fünften Euro auf sich.
Alle Handelskanäle nahmen laut BEVH am Wachstum im E-Commerce teil. Online-Marktplätze legten demnach im Berichtsjahr um fast 20% auf 50,5 Mrd. Euro zu und machten rund 51% des gesamten E-Commerce-Umsatzes mit Waren aus – gefolgt von der Gruppe der Internet-Pure-Player mit 30% und Multichannel-Händlern mit 15%. Hersteller-Versender, die den Bruttoumsatz 2021 am stärksten um 25,4 (i.V. +14,5)% auf 3,4 Mrd. Euro erhöhten, kamen auf einen Anteil von 3,4%.
Die einzelnen Warengruppen entwickelten sich in der Pandemie unterschiedlich: Den stärksten prozentualen Zuwachs verbuchte laut Verband auch 2021 mit 36,4 (i.V. +40,9)% auf 9,4 Mrd. Euro der Bereich des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Drogeriewaren, Tierbedarf), während Unterhaltung um 15% auf 32,8 Mrd. Euro zulegte, die führende Position unter den Warengruppen aber mit deutlichem Abstand vor Bekleidung (+16,8%) und Einrichtung (+23%) behielt.
Wie der BEVH hervorhebt, erreichte der Anteil „zufriedener“ und „sehr zufriedener“ Online-Käufer im abgelaufenen Jahr mit 96,3% einen neuen Höchstwert. Auch sei die Bestellfrequenz gestiegen: In einer Verbraucherbefragung gaben demnach 40,9 (i.V. 39,7)% an, öfter als einmal in den vergangenen sieben Tagen im Internet bestellt zu haben. Im Jahr 2019 – dem letzten vor Beginn der Pandemie – lag dieser Anteil bei 33,2%. Seit Beginn der Pandemie gelte nicht mehr, dass E-Commerce vor allem von Jüngeren genutzt werde, so der Verband weiter. Rund die Hälfte alle Online-Käufe seien auf Personen über 50 Jahre zurückzuführen – nach gut 40% im Jahr 2019.
Zur Normalität gehöre inzwischen die Bestellung über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Innerhalb der vergangenen zwei Pandemiejahre habe sich das Umsatzvolumen des Mobile Commerce, so der BEVH, um 56,5% auf knapp 40 Mrd. Euro erhöht. In zwei von drei Fällen kauften 14- bis 29-Jährige über mobile Endgeräte ein. Seit 2017 sei allein die Relevanz von Social Media für jüngere Online-Käufer um 350% gestiegen.
Für 2022 stellt die Branchenvereinigung der Online- und Versandhändler beim E-Commerce-Umsatz mit Waren einen Anstieg um 12% auf 111 Mrd. Euro in Aussicht. BEVH-Präsident Furchheim erklärte weiter, ein Wachstum von mehr als 10% sei auch in den kommenden Jahren vorstellbar. Social Media und die Vernetzung verschiedener Angebote spielten eine wichtige Rolle.