Pläne für deutschen LNG-Terminal gefestigt
cru Düsseldorf – Der Bau des geplanten ersten deutschen LNG-Terminal in Brunsbüttel für die Regasifizierung von verflüssigtem und per Tanker antransportiertem Erdgas wird wahrscheinlicher. Die Bundesregierung will die Pläne beschleunigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekannte sich in Warschau am Rande der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen zum Ziel einer Diversifizierung der deutschen Energie-Importe – angesichts des Versiegens der Öl- und Gasquellen in der Nordsee sowie der wachsenden Abhängigkeit von dem aus Russland per Pipelines antransportiertem Gas bei gleichzeitigem Kohleausstieg.RWE hatte sich beim Betreiberkonsortium German LNG Terminal GmbH im September eine “erhebliche Kapazität” der insgesamt geplanten jährlichen Menge von 5 Mrd. Kubikmetern vertraglich gesichert. Zum Vergleich: Die geplante Gaspipeline Nord Stream 2 aus Russland brächte jährlich 50 Mrd. Kubikmeter.Deutschland werde “auch seine Pläne beschleunigen, einen LNG-Terminal in Deutschland zu installieren, um auch auf andere Energiequellen zurückgreifen zu können”, sagte Merkel in Polen. Zuvor hatte der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, im Reuters-TV-Interview angekündigt, dass Deutschland mehr LNG-Gas aus den USA importieren werde. Entscheidung 2019Über die Investition in den LNG-Terminal in Brunsbüttel will das Betreiberkonsortium Ende 2019 “bei Vorliegen einer Genehmigung und ausreichendem Marktinteresse” entscheiden. Der Bau könnte dann 2020 beginnen, so dass der Terminal 2022 in Betrieb ginge.In Polen wurde auch der umstrittene Bau des zweiten Rohrs der Nord-Stream-Pipeline gesprochen, die mehr russisches Gas durch die Ostsee nach Westeuropa bringen soll. Polen lehnt den Bau ebenso wie die USA ab. Merkel sagte, es gebe das gemeinsame Ziel, dass die Ukraine Transitland für russisches Gas bleiben solle, weil dies “auch eine Sicherheitskomponente für die Ukraine” sei.Das 10 Mrd. Euro teure zweite Gasrohr durch die Ostsee wird vom russischen Staatskonzern Gazprom gebaut. Die Finanzierung tragen indes zur Hälfte fünf westliche Energiekonzerne: Engie aus Frankreich, OMV aus Österreich, Shell aus Großbritannien sowie die beiden deutschen Gasimporteure Uniper und Wintershall, die jeweils knapp 1 Mrd. Euro beisteuern.Von den 170 Mrd. Kubikmetern Gas, die Russland 2017 nach Europa lieferte, kamen 90 Mrd. über die Ukraine sowie 50 Mrd. durch die Ostsee und 30 Mrd. über Polen. Nord Stream 2 brächte weitere 50 Mrd. Damit stiege der Russland-Anteil an Europas Gasverbrauch von rund 40 % auf 50 %. Auch die EU-Kommission ist wegen der wachsenden Abhängigkeit ein Gegner des Projekts. USA als FlüssiggaslieferantUS-Präsident Donald Trump hat sich auch deshalb gegen Nord Stream 2 ausgesprochen, weil er mehr US-Flüssiggas nach Europa verkaufen will. US-Regierung und -Kongress haben mehrfach mit Sanktionen gegen deutsche Firmen gedroht, die am Nord-Stream-2-Projekt beteiligt sind. “Auch ohne die aktuellen Entwicklungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis waren wir ohnehin interessiert an Flüssiggas aus Amerika”, betonte Transatlantik-Koordinator Beyer.