Private Equity erlebt „Demokratisierung“
cru Frankfurt
Es wird oft von der „Demokratisierung“ des Private-Equity-Marktes gesprochen. Gemeint ist die Eröffnung eines Zugangs zu der Anlageklasse durch Assetmanager wie Moonfare aus Berlin, Schroders oder Neuberger Berman.
Doch der elitärere Assetmanager Circle Eleven aus Hamburg hat in einer internen Analyse entsprechende Aussagen hinterfragt. Das Ergebnis: „Zugang zu „echtem“ Private Equity wird heute ab 50000 angeboten“, sagte Kevin Gruber, Partner bei Circle Eleven, der Börsen-Zeitung. „Dafür wird de facto ein liquides Vermögen von mindestens 1 Mill. Euro benötigt.“ Über entsprechende Vermögen verfügten weniger als 1% der Deutschen.
Circle Eleven fühlt sich naturgemäß dadurch gestört, dass Private Equity zur einfach verfügbaren Anlageklasse für jedermann werden soll. Die Hamburger poolen schon seit 2014 das Geld von Family Offices und vermögenden Privatanlegern und investieren die Mittel gemeinsam in Private-Equity-Fonds weltweit. Inzwischen verwalten sie so knapp 600 Mill. Euro für rund 300 Kunden – also im Durchschnitt 2 Mill. Euro pro Kunde, der ein Vermögen von 20 Mill. Euro haben sollte, damit es kein Klumpenrisiko gibt. Verdient wird an einer Gewinnbeteiligung.
Die Kritik von Circle Eleven an der vermeintlichen Demokratisierung von Private Equity richtet sich aber nicht nur gegen die damit verbundene Leugnung der real weiterhin vorhandenen Exklusivität von Private Equity für Millionäre.
Es geht auch um die Ertragsschwäche: „Alternative Zugangswege, die kleinere Beteiligungsbeträge erlauben, sind mit exorbitanten Gebühren belastet“, sagt Gruber. „Diese Kosten fressen die erwartete Überrendite im Vergleich zu Aktien komplett auf.“ Als Beispiele nennt er vor allem Eltif-Fonds und tokenisierte Fondsanteile – also Vermögenswerte, die mit Hilfe der Blockchain-Technologie digital abgebildet werden.
Moonfare am Ball
Ein Eltif (European Long-Term Investment Fund), wie es ihn beispielsweise bei Neuberger Berman schon dreimal gibt, ist eine illiquide Langfristanlage mit einer Anfangslaufzeit von acht Jahren ab dem Final Closing. Seit 2015 bietet das Finanzinstrument auch für Privatanleger die Möglichkeit, in Infrastruktur und andere langfristig orientierte Sachwerte zu investieren.
Einer der „Demokratisierer“ von Private Equity ist die Firma Moonfare aus Berlin: „Investieren Sie gemeinsam mit einigen der renommiertesten Manager der Welt in erstklassige Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds – mit Mindestbeträgen ab 50000 Euro“, wirbt Moonfare. „Mehr als 3200 Investoren haben sich für Moonfare entschieden, um insgesamt 2 Mrd. Euro Kapital intelligent anzulegen.“
Besonderheiten
Circle Eleven, der Konkurrent von Moonfare aus dem gehobenen Kundensegment, warnt indes davor, dass normale Privatanleger gewöhnlich nicht auf die Illiquidität von Private Equity gefasst sind. „Anleger in Private Equity brauchen ein Verständnis für die Besonderheiten der Anlageklasse und einen sehr langfristigen Anlagehorizont“, warnt Gruber. „Vor diesem Hintergrund ist Private Equity eine sinnvolle Portfoliobeimischung für Family Offices und vermögende Privatanleger.“ Eine breite Erschließung des Retail-Marktes sei so aber nicht umsetzbar. „Wir finden, dass es an der Zeit ist, den viel benutzten Marketing-Begriff der ,Private-Equity-Demokratisierung‘ ehrlich einzuordnen.“
Im Gegensatz dazu spricht beispielsweise der Assetmanager Schroders davon, „wie die Demokratisierung Private Assets revolutioniert“. „Private Märkte entwickeln sich weiter, und die Investorenbasis wird immer breiter“, konstatiert Georg Wunderlin, Globaler Leiter Private Assets bei Schroders. Insbesondere zwei neue Anlegertypen spielen seiner Beobachtung nach eine immer größere Rolle: vermögende Anleger und wohlhabende Anleger.
„Für vermögende Anleger (High-Net-Worth-Investoren) erwarten wir, dass jede Investition bzw. jedes Ticket ungefähr 100000 bis 200000 Euro beträgt“, skizziert Wunderlin. „Wohlhabende Investoren dürften rund 10000 Euro investieren.“ Zudem gebe es auch immer mehr beitragsorientierte Pensionskassen, die aktiv werden: „Diese Verschiebung hat sich über mehrere Jahre vollzogen. Jedes Jahr sehen wir mehr Kapital aus diesen neuen Quellen, während die Kapitalströme traditioneller institutioneller Investoren ziemlich stabil bleiben.“
Eigenes Angebot
Für Privatanleger bietet Schroders deshalb gezielt Private Equity an: „In unserem eigenen Produktangebot ist der Anteil an Sekundärinvestitionen und Co-Investments – statt Private-Equity-Fondsinvestments – höher“, beschreibt Wunderlin. „Der Grund dafür sind eine schnellere Bereitstellung und eine kürzere Duration.“ Dies bedeute, dass Liquidität schneller in Investitionen eingesetzt wird und bei Bedarf schneller zurückfließt.