Private Capital

Private Equity gewinnt für Start-ups an Bedeutung

Traditionelle Finanzinvestoren hatten mit verlustreichen Jungfirmen in der Vergangenheit eher weniger am Hut. Die Branche ist laut einer Studie aber mittlerweile offener geworden, was Start-up-Käufe angeht. Börsengänge rücken dagegen als Exit-Option zunehmend in den Hintergrund.

Private Equity gewinnt für Start-ups an Bedeutung

Private Equity gewinnt für Start-ups an Bedeutung

Clipperton: Exit-Aktivitäten im laufenden Jahr insgesamt eingebrochen – Jungfirmen müssen kreativ werden

kro Frankfurt

Für wagniskapitalgestützte Start-ups gewinnen Finanzinvestoren als Aufkäufer laut einer Studie zunehmend an Bedeutung. Von 2021 bis 2023 haben Übernahmen durch Private-Equity-Fonds bereits 24% aller Start-up-Exits in Europa ausgemacht, wie die Investmentbank Clipperton in einer Analyse darlegt. Von 2006 bis 2010 lag dieser Anteil gerade mal bei 8%. Besonders stark sei der Trend in Frankreich und den Beneluxländern zu beobachten; er zeige sich aber auch in Großbritannien, der DACH-Region, in Südeuropa sowie in den USA.

"Nach Jahren der Euphorie und der steigenden Bewertungen bewegt sich die Start-up-Szene in Sachen Exit-Aktivitäten auf ihr schlechtestes Jahr seit 2009 zu", konstatieren Stéphane Valorge und Antoine Ganancia, Managing Partner und Partner bei Clipperton. In den USA sei das Volumen der Start-up-Exits im Vergleich zu 2022 bereits um 90% zurückgegangen. "In dieser neuen Welt haben Gründer und Investoren keine andere Wahl, als bei den Exit-Optionen kreativer zu werden, um ihre Erfolgschancen zu maximieren." Finanzinvestoren hätten sich hier als überzeugender "dritter Weg" etabliert.

Private Equity soll Vorteile bieten

In den vergangenen Jahren ist vor allem der für viele Start-ups als "Königsweg" erachtete Börsengang als Exit-Option in den Hintergrund gerückt. Von 2021 bis zum ersten Halbjahr 2023 haben sich noch 22 europäische Jungfirmen, die bis dato mehr als 5 Mill. Euro eingesammelt haben, für diesen Weg entschieden. Der Anteil an allen Exits lag damit bei gut 5%. In der Zeit von 2006 bis 2010 haben IPOs dagegen noch 17% aller Exits ausgemacht.

Quelle: Pitchbook/Clipperton

Aus Sicht der Autoren hat das seine Gründe. "Börsengänge sind ein labyrinthartiger Prozess, der einen perfekten Sturm aus öffentlichem Interesse, Leistungskennzahlen und günstigen wirtschaftlichen Bedingungen erfordert", heißt es in der Studie. Dies sei nicht für jeden Gründer und auch nicht zu jeder Zeit der geeignete Weg, wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat, in der die Märkte von besonders hoher Volatilität geprägt waren. Auch bei Übernahmen durch strategische Käufer sei der Ausgang der Deals oft von der Stimmung der Investoren sowie von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und geopolitischen Faktoren abhängig.

Finanzinvestoren würden dagegen als Start-up-Käufer einige Vorteile bieten. Nicht nur würden sie durch ihren langfristigen Investmentansatz für mehr Stabilität sorgen und im Kaufprozess weniger regulatorischen Hürden gegenüberstehen als etwa strategische Käufer. Die Übernahme durch einen Private-Equity-Fonds sei zugleich auch reibungsloser, da beispielsweise die bestehende Managementstruktur oft weitgehend beibehalten werde, was bei strategischen Käufern nicht immer der Fall ist. Die Start-ups könnten sich so ihre Identität und Autonomie besser bewahren.

Finanzinvestoren werden offener

Private-Equity-Investoren hatten vor allem wegen ihrer traditionellen Ausrichtung auf etablierte und profitable Firmen bislang eine eher untergeordnete Rolle in der Exit-Landschaft gespielt. An der klaren Gewinnorientierung hat sich zwar grundlegend nichts geändert – setzen die Investoren doch vielfach Fremdkapital ein –, die Branche sei aber zunehmend offener geworden, was die Zusammenarbeit mit weniger reifen Unternehmen speziell aus dem Tech-Sektor angeht.

110 Mill. Dollar Umsatz – Bewertung von 1,2 Mrd. Dollar

Als Beispiel nennen die Autoren einen Deal von 2019, in dem der Londoner Finanzinvestor Bridgepoint das US-französische Softwareunternehmen Kyriba gekauft hatte. Die auf Cloud-Treasury- und Finanzthemen spezialisierte Firma hatte im Jahr zuvor einen Umsatz von gerade mal 110 Mill. Dollar gemacht, war bei der Übernahme aber mit 1,2 Mrd. Dollar bewertet worden. Ein solcher Schritt sei vor nicht allzu langer Zeit kaum denkbar gewesen, heißt es in der Studie. Neben Bridgepoint haben sich zuletzt auch der US-Finanzinvestor PSG sowie Summa Equity aus Schweden als besonders aktiv in der Übernahme von jüngeren Unternehmen hervorgetan.

Aus Sicht der Autoren dürfte sich der Trend in den nächsten Jahren noch beschleunigen. "Private-Equity-Firmen werden weiterhin in Unternehmen investieren, die noch nicht den Break-even erreicht haben, aber einen klaren Weg in die Richtung aufzeigen", so das Fazit. Treiber der Entwicklung sei der Wunsch der Branche, am starken Wachstumspotenzial junger Tech-Unternehmen zu partizipieren und ihr Portfolio zu diversifizieren.

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