Nach zwei Jahren Flaute

Private Equity kommt wieder in Schwung

Nach zwei schwierigen Jahren nimmt Private Equity in Europa wieder Fahrt auf. In Deutschland sind derweil Family Offices auf dem Vormarsch und schließen die Lücken im institutionellen Fundraising.

Private Equity kommt wieder in Schwung

Private Equity kommt in Schwung

Mehr Deals und mehr Exits in Europa – Fundraising auf Rekordkurs

cru/phh Frankfurt

Private Equity ist nach der zwei Jahre dauernden Flaute in Hochzinszeiten im zweiten Quartal dieses Jahres wieder in Fahrt gekommen. Beim Volumen der Deals zeichnet sich eine kräftige Erholung ab, die Exits haben sich knapp verdoppelt – und im Fundraising steuert die Private-Equity-Branche in Europa sogar auf ein neues Rekordjahr zu. Das geht aus dem neuesten Report des Analysehauses Pitchbook hervor.

Demnach ist der Wert der Private-Equity-Transaktionen in Europa von April bis Juni um 27% gestiegen und erholte sich damit von einem der schlechtesten Quartale der vergangenen Jahre für die Branche. „Die geldpolitische Lockerung hat in Europa an Schwung gewonnen, da die EZB im Juni auf Zinssenkungen umgeschwenkt ist“, erklärt Pitchbook-Analyst Nicolas Moura das Comeback. „Zudem haben sich die Aktienmärkte seit November weltweit erholt. Das führt dazu, dass der Anteil von Private-Equity-Investments am Gesamtwert der Portfolios institutioneller Investoren zurückgegangen ist, sodass sie jetzt wieder mehr in Private Equity investieren können.“ Vorher waren viele Großinvestoren mit ihren Private-Equity-Investments an gesetzlich vorgegebene oder selbst gesetzte Obergrenzen gestoßen („Denominator“- oder Nenner-Effekt).

Steigende Private-Equity-Dealgrößen

Zugleich steigt die durchschnittliche Größe der Transaktionen wieder an. Das zeigt laut Pitchbook-Analyst Moura die gewachsene Zuversicht der Investoren: „Nach Sektoren betrachtet steuern die Investments in Cleantech – genauer gesagt in die erneuerbaren Energien – auf ein Rekordjahr in Europa zu, nachdem im ersten Halbjahr zahlreiche große Transaktionen abgeschlossen wurden.“

Anfang März hatte KKR knapp 3 Mrd. Euro für den Hamburger Windparkbetreiber Encavis geboten. Bald darauf folgte Brookfield aus Kanada mit einer 6 Mrd. Euro schweren Offerte für den französischen Solarparkbetreiber Neoen. Masdar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten legte sich die griechische Terna Energy für 3,2 Mrd. Euro zu. Und der Londoner Solarkraftwerksbetreiber Atlantica ging für 2,6 Mrd. Dollar an den Finanzinvestor Energy Capital Partners.

Family Offices drängen in Private Markets

Die Hochzinsphase hat aber nicht nur Private-Equity-Investoren unter Druck gesetzt, sondern die gesamten Private Markets. Also auch die Anlageklassen Private Debt, Venture Capital, Immobilien und Infrastruktur. Deren Fondsmanager taten sich zuletzt im Fundraising schwer und bemühten sich deshalb stärker um die Vermögen reicher Privatpersonen, um die entstandene Lücke im institutionellen Fundraising zu schließen.

Dabei landen die Fondsmanager häufig bei Family Offices, die diese großen Privatvermögen verwalten. Einem aktuellen Private Capital Report des Datenanbieters Preqin zufolge sind Family Offices im deutschsprachigen Raum inzwischen sogar zur größten Investorengruppe für Private Markets aufgestiegen und haben Pensionskassen und Versicherungen überholt. Demnach investieren aktuell knapp 500 Family Offices in Private Markets. Verglichen mit dem Stand vor fünf Jahren hat sich ihre Anzahl damit in etwa verfünffacht.

Berichte Seiten 7 und 10
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