Wacker Chemie hat die Investoren mit dem Maß der schon im Juni angekündigten Pro­gnoseerhöhung positiv überrascht. Anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen erklärte Vorstandsvorsitzender Christian Hartel, der Umsatz solle von 6,2 auf 8,0 bis 8,5 Mrd. Euro steigen. Bisher hatte er 7,5 Mrd. Euro angepeilt. Das Ziel für den operativen Gewinn (Ebitda) wurde überproportional hochgesetzt. Statt 1,2 bis 1,5 Mrd. Euro werden nun 1,8 bis 2,3 Mrd. Euro angepeilt.

Sollte die Versorgung mit Erdgas ohne größere Einschränkungen weiterlaufen, sind Hartel zufolge am unteren Ende sogar 200 bis 250 Mill. Euro mehr drin. Die Zielspanne läge dann bei 2,0 bis 2,3 Mrd. Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern 1,5 Mrd. Euro erreicht.

Der Aktienkurs von Wacker Chemie reagierte auf die zweite Prognoseanhebung im laufenden Jahr in der Spitze mit einem Sprung von knapp 11 %. Im Verlauf des Xetra-Handels verlor das Papier etwas an Boden und notierte am Schluss mit einem Plus von 10,3 % auf 146,25 Euro. Die Möglichkeit eines Gasnotstandes hatte die Bewertung zuletzt stark gedrückt. Anfang Juni hatte der Kurs knapp 184 Euro betragen.

Wacker Chemie habe die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe im Quartal zu einem wesentlichen Teil über höhere Preise ausgeglichen, erklärte Hartel. Der Umsatz kletterte um 45 % auf das Rekordniveau von 2,2 Mrd. Euro, das Ebitda verdoppelte sich nahezu auf 626 Mill. Euro. Trotzdem sank die Marge, die im ersten Quartal 2022 noch 31,0 % betragen hatte, auf 28,8 %.

Die zweite Stufe des Notfallplans Gas habe noch keine Auswirkung auf die Produktion, sagte Hartel: „Wir arbeiten aber schon seit Februar an Lösungen für unterschiedliche Szenarien.“ Höhere Kosten für Energie und Rohstoffe belasten das Ergebnis von Wacker Chemie der aktuellen Prognose zufolge mit 1,5 Mrd. Euro. Zuvor waren 1,1 Mrd. Euro erwartet worden.