Immobilien

Projektentwickler Gerch ist insolvent

Die Krise unter den Immobilienprojektentwicklern verschärft sich. Nun sind auch mehrere Gesellschaften der Düsseldorfer Gerchgroup in die Insolvenz geschlittert.

Projektentwickler Gerch ist insolvent

Projektentwickler Gerch ist insolvent

Sanierung in Eigenverwaltung – Sachwalter Schmidt: Gute Chancen für erfolgreiche Restrukturierung – CA Immo hat Pipeline zurückgefahren

hek Frankfurt

Der rapide Anstieg von Zinsen und Baukosten und der darniederliegende Transaktionsmarkt bringen Projektentwickler zunehmend in existenzbedrohende Schwierigkeiten. Mit der Gerchgroup aus Düsseldorf hat nun der nächste Bauträger Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen begründet den Schritt mit drohender Zahlungsunfähigkeit. Das Amtsgericht Düsseldorf hat grünes Licht gegeben für das angestrebte Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Gerch ist bundesweit tätig.

Firmenangaben zufolge sind vier Dachgesellschaften von der Insolvenz betroffen (Gerchgroup AG, Gerch Development, Marathon Beteiligungsgesellschaft und Gerch Beteiligungen). Außen vor sind bisher die einzelnen Projektgesellschaften. Mit der Eigenverwaltung will Gerch "die Chancen für eine nachhaltige Sanierung" nutzen, heißt es. Ziel sei die Fortführung aller Projekte. Der Geschäftsbetrieb laufe "uneingeschränkt" weiter.

Mit Gerch verlängert sich die Liste der Projektentwickler-Pleiten. Unlängst hatten der Luxusimmobilien-Bauträger Euroboden aus Grünwald bei München, die Düsseldorfer Development Partner und diverse Gesellschaften der Nürnberger Project-Gruppe binnen weniger Tage Konkurs angemeldet. Im Juli war bereits der Düsseldorfer Projektentwickler Centrum in die Insolvenz gerutscht. Die Konkurse schlagen nicht nur auf Immobilienkäufer, Handwerker und Banken durch. Im Fall Project sind auch mehr als 30.000 Anleger betroffen, die Fondsanteile im Volumen von 1,4 Mrd. Euro gezeichnet haben.

4 Mrd. Euro Gesamtvolumen

Laut den Angaben auf der Homepage betreut Gerch derzeit neun Projekte im Gesamtvolumen von 4 Mrd. Euro und 790.000 Quadratmetern Brutto-Grundfläche. Das Unternehmen entwickelt Wohnquartiere und Büroimmobilien. Zu den aktuellen Projekten gehören das Alte Polizeipräsidium zwischen Hauptbahnhof und Messe in Frankfurt, das Laurenz Carré an der Kölner Domplatte und das Bürogebäude The Oval nördlich der Düsseldorfer Stadtmitte. Weitere Bauvorhaben befinden sich in Bonn, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt.

"Gute Chancen für erfolgreiche Restrukturierung"

Als vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Düsseldorf Rechtsanwalt Jens M. Schmidt von der Kanzlei Runkel aus Wuppertal bestellt. In der Eigenverwaltung bleiben Vorstände und Geschäftsführer im Amt, während ein sogenannter Sachwalter ihre Entscheidungen überwacht. Unterstützt wird das Management von den Sanierungsexperten Raul Taras und Holger Rhode von der Kanzlei Görg und Thomas Montag von der Unternehmensberatung Montag & Montag.

Die Gerchgroup wurde 2016 gegründet. Primäres Ziel sei, trotz der Baukrise alle Immobilienprojekte umzusetzen und am Markt zu platzieren, versichert Vorstandschef Mathias Düsterdick. Sachwalter Schmidt sieht den Angaben zufolge "gute Chancen für eine erfolgreiche Restrukturierung". Gerch verfüge über ein gutes Geschäftsmodell, das grundsätzlich funktioniere, und großes Know-how. Die Vorhaben würden als Leuchtturmprojekte wahrgenommen. Gerch sei durch externe Faktoren in die Krise geraten. Genannt werden Ukraine-Krieg, Inflation, der weitgehend zusammengebrochene Transaktionsmarkt, drastisch gestiegene Zinsen und die Zurückhaltung auf dem Finanzierungsmarkt.

CA Immo reduziert Pipeline

Der österreichische Büroimmobilienkonzern CA Immo hat seine Projektpipeline nach eigenen Angaben im Vergleich zu den Vorjahren deutlich reduziert. Die Vorhaben seien voll vorvermietet. CA Immo baut derzeit zwei Bürogebäude am Berliner Hauptbahnhof und Wohnungen in Mainz (Projektanteil 50%). Das Büro-Hochhaus am Europaplatz in Berlin werde im dritten Quartal 2023 fertig, ein halbes Jahr früher als geplant, und das Büroprojekt Upbeat soll Anfang 2026 folgen. Die Hälfte der ausstehenden Baukosten sei bereits ausgeschrieben, teilt der Konzern mit. Das reduziere die Kostenvolatilität der Vorhaben, die 520 Mill. Euro Gesamtinvestitionen erfordern.

Bewertungsverluste

Im Halbjahresergebnis schlagen 146,6 Mill. Euro Verlust aus der Neubewertung des Bestands durch. Im Vorjahreszeitraum waren noch 160,5 Mill. Euro Gewinnbeitrag angefallen. Die Werteinbußen spiegelten das "deutlich verschlechterte Marktumfeld für Büroimmobilien", heißt es. Daher schrumpfte das Periodenergebnis auf 13,5 Mill. Euro. 2022 waren es nach sechs Monaten noch 220,1 Mill. Euro. Das operative Ergebnis (Funds from Operations) gab um 28,4% auf 53 Mill. Euro nach, während die Mieterlöse infolge von Projektfertigstellungen und Pachtanhebungen um 12% auf 118,2 Mill. Euro anzogen. Vom 5,6 Mrd. Euro (Ende 2022: 5,9 Mrd. Euro) großen Portfolio stellen Bestandsimmobilien 86%. Auf Neubauprojekte entfallen 11% und 3% auf zum Verkauf bestimmte Assets.

Die Krise unter den Entwicklern von Immobilienprojekten verschärft sich. In den vergangenen Wochen sind bereits mehrere Bauträger in den Konkurs geschlittert. Nun hat auch die Gerchgroup aus Düsseldorf mit 4 Mrd. Euro Projektvolumen Insolvenz angemeldet. Sie will sich in Eigenverwaltung sanieren.