ProSiebenSat.1 folgt RTL und senkt Prognose
jh München
Der Fernseh- und Onlinehandelskonzern ProSiebenSat.1 senkt wegen des stark abgekühlten Konsumklimas seine Jahresprognose. Das Unternehmen in Unterföhring bei München folgt damit dem Konkurrenten RTL, der vor einer Woche deshalb ebenfalls sein Ergebnisziel für dieses Jahr reduzierte (vgl. BZ vom 6. August).
Der Vorstand von ProSiebenSat.1 erwartet nach einem Wachstum der Werbeerlöse um 4% im ersten Halbjahr für das gesamte Jahr nun noch einen Reklameumsatz auf der Höhe des Vorjahres. Dieses Geschäft trägt etwa 40% zum Konzernumsatz bei und einen noch höheren – nicht bezifferten – Anteil zum Ergebnis. Das Unternehmen bezeichnet die Entwicklung des Werbemarktes als wesentlichen Treiber der Umsatz- und Ergebnisprognose.
Unter dem Vorjahreswert
Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet der Vorstand 2022 nun mit rund 805 Mill. Euro und einer Spanne von plus und minus 25 Mill. Euro. Bisher waren 840 Mill. Euro der mittlere Wert. Im ersten Halbjahr erzielte das Unternehmen ein bereinigtes Ebitda von 289 (i.V. 308) Mill. Euro. Der vergleichbare Wert im gesamten vergangenen Jahr waren 833 Mill. Euro.
Die Prognose für den Umsatz senkte der Vorstand auf knapp 4,4 Mrd. Euro mit einer möglichen Abweichung von jeweils 75 Mill. Euro nach unten und oben. Außer mit dem Konsumklima begründet er die gesenkten Ziele mit dem Verkauf des US-amerikanischen Teils des Produktionsgeschäfts der Red Arrow Studios an den Filmproduzenten Peter Chernin zum 1. Juli (vgl. BZ vom 7. Juli). Diese Sparte hätte nach Angaben von ProSiebenSat.1 in der zweiten Hälfte dieses Jahres zum Umsatz rund 175 Mill. Euro beigetragen und zum bereinigten Ebitda etwa 15 Mill. Euro.
Für das zweite Halbjahr rechnet der Vorstandsvorsitzende Rainer Beaujean mit einem Rückgang der Werbeerlöse um 2%. Das letzte Quartal ist wegen des Weihnachtsgeschäfts das mit Abstand wichtigste für das Unternehmen und macht in der Regel etwa ein Drittel des Umsatzes und 40% des bereinigten Ebitda eines normalen Jahres aus. Dieses Mal sei das Geschäft jedoch besonders schwer vorherzusagen, merkte Beaujean an. Denn erstmals findet im November und Dezember eine Fußball-Weltmeisterschaft statt. Die Sender von ProSiebenSat.1 übertragen keines der Spiele.
Im zweiten Quartal stieg der Umsatz des Konzerns um 1% auf 1,06 Mrd. Euro. Das bereinigte Ebitda blieb mit 166 Mill. Euro konstant. Unter dem Strich steht ein Verlust von 23 Mill. Euro nach einem Gewinn von 114 Mill. Euro.
ProSiebenSat.1 | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 2009 | 1986 |
Ebitda | 270 | 289 |
Unterhaltung1 | 225 | 239 |
Dating1 | 47 | 61 |
Commerce1 | 25 | 19 |
Ebit | 113 | 163 |
Finanzergebnis | −56 | 46 |
Nettoergebnis2 | 8 | 189 |
Freier Cashflow | 140 | −36 |
Nettofinanzschulden | 1 881 | 2 156 |
1) ohne Sondereffekte; 2) den Aktionären zugerech-net Börsen-Zeitung |