Der Vorstand von ProSiebenSat.1 ist trotz eines starken Schlussquartals 2020 und genereller Zuversicht für dieses Jahr mit der Prognose vorsichtig. Das brachte den Aktienkurs des Fernseh- und Internetkonzerns am Donnerstag unter Druck: Zum Xetra-Schluss fiel er um 7,3% auf 16,60 Euro. Allerdings ist er seit Ende Oktober um fast 80% gestiegen.

Die Finanzziele spiegelten den Optimismus für eine Geschäftserholung wider und berücksichtigten die aktuellen Herausforderungen, sagte Rainer Beaujean, der Vorstandssprecher und Finanzvorstand, in der Bilanzpressekonferenz. Er glaube an eine V-förmige Erholung. Wegen der mit der Pandemie verbundenen Unsicherheit nennt ProSiebenSat.1 aber relativ weit gefasste Bandbreiten: Der Umsatz soll in diesem Jahr um 2 bis 7% auf 4,15 Mrd. bis 4,35 Mrd. Euro steigen. Für das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) peilt das Unternehmen 720 Mill. bis 780 Mill. Euro an. Im Vorjahr waren es 706 Mill. und 872 Mill. Euro 2019. Das bereinigte Nettoergebnis (2020: 221 Mill. Euro) soll in einem nicht genannten Maß steigen. Für die Prognose unterstellt das Unternehmen eine Entwicklung der wichtigen Werbeumsätze von –2 bis +4%. „Ich hoffe, wir haben Unrecht, und der Werbemarkt in Deutschland wächst um 6%“, sagte Beaujean. Jeder zusätzliche Prozentpunkt Werbeerlöse steigere den Konzernumsatz und das bereinigte Ebitda um 20 Mill. Euro im Jahr. Analysten bewerteten den Ausblick als vorsichtig bis schwach.

Für das aktuelle Quartal rechnet Beaujean mit einem Rückgang der Werbeerlöse um einen niedrigen zweistelligen Prozentwert und des Konzernumsatzes um eine mittlere einstellige Rate. In den ersten zwei Monaten des Vorjahres war das Geschäft noch gut gelaufen. Für die Entwicklung im gesamten Jahr erhofft sich Beaujean Aufschlüsse im zweiten Dreimonatsabschnitt. 2020 waren da die Erlöse um 37% abgestürzt, im dritten noch um 6% gefallen, im vierten um 3% gestiegen.

Von den Geschäftssegmenten entwickelten sich die in der Parship-Meet-Gruppe gebündelten Datingportale am besten: Der Umsatz stieg um fast 60% auf 333 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda um gut 80% auf 80 Mill. Euro (siehe Tabelle). Zum Wachstum trug die seit September konsolidierte, in den USA erworbene The Meet Group bei. Aus eigener Kraft nahm der Umsatz um 11%. zu.

Für 2022 wird ein Börsengang der Parship-Meet-Gruppe angestrebt. Beaujean stellte klar, dass ProSiebenSat.1 ihren Anteil von 55% behalten werde. Der Schritt biete dem Partner General Atlantic – der Finanzinvestor hält die übrigen Anteile – die Möglichkeit für einen Ausstieg.

Auf das wiederholte Gedankenspiel von Bertelsmann- und RTL- Vorstandschef Thomas Rabe um eine Übernahme des Konkurrenten reagierte Beaujean gelassen. ProSiebenSat.1 sei als eigenständiges Unternehmen stark genug, sagte er. Es gebe darüber keine Gespräche.