PwC punktet im Beratungsgeschäft
swa Frankfurt – Als Abschlussprüfer ist PwC der Transparenz verpflichtet, im eigenen Hause ist dieser Anspruch weniger stark ausgeprägt. Zu den nicht dementierten Pressemeldungen, wonach Petra Justenhoven zur neuen Deutschlandchefin gewählt wurde und im Juli nächsten Jahres in der Funktion Ulrich Störk ablösen wird, will sich Störk bei der Präsentation des vergangenen Geschäftsjahres im Pressegespräch nicht äußern. Er bittet um Verständnis, dass PwC das Wahlergebnis noch nicht offiziell bekannt geben könne, weil Gremienbeschlüsse fehlten. Daran müsse man sich halten. Justenhoven ist seit 2013 im Vorstand.
Auf jeden Fall dürfte sich der Stabwechsel – Insider sprechen von einem Machtkampf, den Justenhoven knapp gewonnen habe, – in Zeiten eines dynamischen Geschäfts vollziehen. Seit dem Schlussquartal des Geschäftsjahres 2020/21 (zum 30. Juni) habe die Nachfrage deutlich angezogen, erklärt Störk. Das starke Wachstum habe sich im laufenden Turnus fortgesetzt. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft spüre derzeit eine hohe Dynamik im Markt mit zweistelligen Wachstumsraten in allen Segmenten in den ersten vier Monaten.
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr hat PwC die Gesamtleistung um 1,5% auf 2,39 Mrd. Euro ausgebaut. In der Darstellung hat die Gesellschaft die den Kunden üblicherweise in Rechnung gestellten Reisekosten im Umsatz berücksichtigt, um Vergleichbarkeit herzustellen. Diese Kosten fallen in der Pandemiezeit wegen der Kontaktbeschränkungen nicht an. Ohne diese „Coronabereinigung“ liegt der Umsatz bei 2,3 Mrd. Euro und damit unter dem Vorjahreswert von 2,35 Mrd. Euro. PwC habe ihre „führende Position“ im deutschen Markt „weiter gefestigt“, wird im Management betont.
Den stärksten Schwung zeigt das Beratungsgeschäft. Es sei PwC nach der Übernahme von Booz gelungen, sich „in der Königsklasse der Strategieberater anzusiedeln“, sagt Joachim Englert, der in der Geschäftsführung das Segment Advisory verantwortet. PwC sei die einzige Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mit „echter Strategiekompetenz“ im Wettbewerb mit den anderen Top-Adressen im Prüfermarkt KPMG, EY und Deloitte. Weltweit seien mehr als 3000 Strategieberater von PwC „mit tiefer Industrie- und Branchenexpertise“ für die Kunden aktiv. In dem Geschäft komme PwC im Moment „kolossal“ voran mit einem „deutlich zweistelligen Wachstum“, sagt Englert. Es werde weiterhin in Mitarbeiter und Technologie investiert.
Getrieben wird das Beratungsgeschäft von Transformationsprozessen verschiedenster Ausprägung. PwC begleite die Kunden in der digitalen Transformation, in der Umsetzung neuer Arbeitsmodelle, im ökologischen und sozialen Umbau sowie in M&A-Transaktionen und Portfolioveränderungen.
Das Beratungsgeschäft wird zudem gezielt arrondiert. „Mit dem Ausbau unserer digitalen Dienstleistungen von Cybersicherheit bis Datenanalyse stellen wir uns im Bereich Unternehmensberatung immer breiter auf“, sagt Englert. PwC baue auch zunehmend ein eigenes Produktgeschäft auf.
Auch im Gebiet Data & Analytics rechnet sich PwC große Chancen aus. In dem Geschäft bewege man sich weltweit in einem Marktvolumen von 25,5 Mrd. Dollar, in Deutschland von 1,3 Mrd. Dollar. PwC strebt nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 10% an. Data & Analytics sei „der“ Treiber für neue Geschäftsmodelle, aber auch das Kerngeschäft von PwC. Die Kunden wollten „Mehrwert“ aus ihren Daten ziehen, die Informationen daraus „intelligent auswerten und nach vorn gerichtet die richtigen Schlüsse ziehen“.
In der Wirtschaftsprüfung erzielte PwC in Deutschland im abgelaufenen Turnus eine Gesamtleistung von 783 Mill. Euro. Der Rückgang zum Vorjahreswert, als 839 Mill. Euro gezeigt wurden, sei im Wesentlichen auf Sondereffekte zurückzuführen. Mit zahlreichen Mandatsgewinnen – im Dax zuletzt Continental und Deutsche Börse – sieht sich die Prüfungsgesellschaft in führender Position bestätigt.