Stromausfall

Blackout in Spanien wirft Schlaglicht auf Koalitionspläne für billigere Freileitungen

Der Blackout in Spanien wirft auch Fragen zum Stromnetzausbau in Deutschland auf. Laut Koalitionsvertrag sollen neu zu planende Hochspannungs-Gleichstromübertragungsnetze „wo möglich“ als billige Freileitungen anstatt teurer Erdkabel umgesetzt werden.

Blackout in Spanien wirft Schlaglicht auf Koalitionspläne für billigere Freileitungen

Blackout wirft Fragen zum Stromnetz auf

Koalitionspläne für billigere Freileitungen erscheinen in neuem Licht

cru/fed Frankfurt

Extreme Mittagshitze hat nach Mutmaßungen des portugiesischen Netzbetreibers REN zu dem großen, noch ungeklärten Stromausfall in Spanien und Portugal beigetragen, weil durch Temperaturschwankungen die Leitungsfähigkeit der Netze beeinflusst worden sei. Das wirft ein neues Licht auf die Pläne der Bundesregierung, die Kosten für den Ausbau der Stromnetze im Rahmen der Energiewende dadurch zu senken, dass anstatt von teuer unter der Erde verlegten Kabeln preisgünstiger zu errichtende Freileitungen zum Einsatz kommen. Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart: „Die neu zu planenden Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetze (HGÜ) sollen, wo möglich, als Freileitungen umgesetzt werden“, heißt es auf Seite 31.

Durch diese Maßnahmen könne man „den von der Bundesnetzagentur geplanten Netzausbau effizienter gestalten“. Bisher gilt bei den großen „Stromautobahnen“ ein Erdkabelvorrang. Das sollte mit Blick auf „Monstertrassen“ die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Netzausbau erhöhen − ist aber wesentlich teurer.

„Seltenes atmosphärisches Phänomen“

Allerdings wären die jetzt bevorzugten Freileitungen dann auch − wie jetzt in Spanien − der Hitze und anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt: Der portugiesische Netzbetreiber REN erklärte, der Blackout stehe im Zusammenhang mit einem „seltenen atmosphärischen Phänomen“. Extreme Temperaturschwankungen in Spanien könnten zu „anomalen Schwingungen“ in den Höchstspannungsleitungen geführt haben. Diese verursachten mutmaßlich Synchronisationsfehler zwischen elektrischen Systemen und führten zu aufeinanderfolgenden Störungen im gesamten europäischen Verbundnetz.

Für Deutschland schließt die Bundesnetzagentur einen massiven Stromausfall nahezu aus. „Das ist sehr unwahrscheinlich“, sagte Behördenchef Klaus Müller der ARD-Tagesschau. Das deutsche Stromnetz sei redundant ausgelegt. „Konkret bedeutet das, dass eine Leitung immer ausfallen kann und eine andere Leitung einspringen würde.“ Es gebe mehrere Sicherungssysteme im Stromnetz, und für den Fall der Fälle gebe es sogenannte Schwarzstartkraftwerke, die das Stromnetz auch ohne externe Energieversorgung wieder aufbauen könnten. „Das heißt, Deutschland ist gut vorbereitet“, sagte Müller.

Debatte um Interkonnektoren befeuert

In Brüssel ist durch den Stromausfall die Debatte über grenzüberschreitende Verbindungsleitungen (Interkonnektoren) neu entflammt. Die EU-Kommission hält generell daran fest, dass ein Ausbau der Interkonnektoren das gesamte Netz krisenfester mache − auch wenn dadurch zugleich Stromschwankungen in einem Land Auswirkungen auf die Versorgung nebenan haben. Noch in diesem Jahr ist ein legislativer EU-Vorschlag, das so genannte Stromnetz-Paket, geplant.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.