Signa-Engagement

RAG-Stiftung im Verteidigungsmodus

269 Mill. Euro hat die RAG-Stiftung das Engagement in Gesellschaften der insolventen Signa-Gruppe 2023 gekostet. Einen Strick lässt sich der Stiftungsvorstand daraus jedoch nicht drehen. Die Rechtfertigung fällt vollmundig aus.

RAG-Stiftung im Verteidigungsmodus

RAG-Stiftung schaltet in Verteidigungsmodus

Signa-Engagement komplett abgeschrieben – Belastung von 269 Mill. Euro – Stiftungsvermögen steigt über 18 Mrd. Euro

ab Düsseldorf

2023 ist für die RAG-Stiftung eigentlich ein gutes Anlagejahr gewesen. Nicht zuletzt dank Erlösen aus dem Verkauf von Evonik-Aktien konnte die Stiftung ihre Einnahmen auf 959 (i.V. 674) Mill. Euro ausbauen, wie Vorstandschef Bernd Tönjes im Jahrespressegespräch erläuterte. Demgegenüber standen Aufwendungen von 565 Mill. Euro, so dass die Rückstellungen für die Ewigkeitslasten aus dem Steinkohlebergbau – die Kernaufgabe der Stiftung – um 394 Mill. Euro aufgestockt werden konnten. Zugleich kletterte das Stiftungsvermögen per Ende Mai auf etwa 18 Mrd. Euro, nachdem 2022 noch erhebliche Wertkorrekturen auf Evonik und den Immobilienkonzern Vivawest vorzunehmen waren.

Immobilienbeteiligungen belasten RAG-Stiftung

Dennoch sah sich der Vorstand zur Rechtfertigung bemüßigt. Der Grund: die Engagements in Gesellschaften der insolventen Signa-Gruppe. Diese wurden vollständig abgeschrieben, in Summe 269 Mill. Euro. Einen Strick lässt sich der Vorstand der Stiftung, die für die Ewigkeitslasten aus dem Steinkohlebergbau aufkommen muss, daraus jedoch nicht drehen. Die Abschreibung sei „schmerzhaft“, räumte Tönjes ein. Zur Wahrheit gehöre aber auch, „dass Immobilien ebenso selbstverständlich zu einer breiten Diversifizierungsstrategie dazugehören wie Aktien oder Anleihen“.

Finanzchef Jürgen Rupp stellte die Wertkorrekturen in einen breiteren Kontext. Denn nicht nur die Beteiligung an den Signa-Gesellschaften belastete. Hinzu kamen Wertberichtigungen auf Aktienpositionen von 89 Mill. Euro, die auf Beteiligungen an börsennotierten Immobilienkonzernen (Branicks, Hamborner Reit und Deutsche Pfandbriefbank) entfielen.

Bis 2030 CO2-neutral

Obendrein mussten in der RAGS Real Estate GmbH Wertminderungen von gut 50 Mill. Euro vorgenommen werden. Auch diese betrafen nach den Angaben im Wesentlichen Immobilien, vor allem in den USA. „Unter dem Strich gilt: Auch im Jahr 2023 hat die Stiftung ihre Aufgaben erfolgreich bewältigt, selbst Krisen und harte Einschläge kann das diversifizierte Portfolio gut verkraften“, folgerte Rupp. Zugleich rechnete der Finanzvorstand die Signa-Korrekturen schön: Ziehe man von 269 Mill. Euro die vereinnahmten Dividenden und den Gewinn aus einem 2022 erfolgten Teilverkauf ab, belaufe sich die Gesamtbelastung nur auf 189 Mill. Euro.

Größter Einnahmeposten war die Dividende von Evonik, die 297 Mill. Euro in die Kasse spülte. Das reichte, um die Auszahlungen für die Ewigkeitsaufgabe – im Wesentlichen das Abpumpen von Grubenwasser – vollumfänglich abzudecken. 2023 fielen hierfür 266 Mill. Euro an. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 20 Mill. Euro sei vornehmlich auf die gestiegenen Energiekosten zurückzuführen, hieß es. Um wie angestrebt bis 2030 CO2-neutral zu operieren, sollen alle Grubenwasserpumpen künftig mit grünem Eigenstrom aus Wind- und Fotovoltaikanlagen betrieben werden. Damit seien 95% des gesamten Strombedarfs abgedeckt.

Abhängigkeit von Evonik schwindet

Die Ausschüttung von Evonik wird absehbar niedriger ausfallen, hat die Stiftung ihre Beteiligung an dem Chemiekonzern inzwischen doch auf knapp 47% abgebaut. Langfristig bleibe eine Sperrminorität von 25,1% das Ziel, betonte Tönjes. Der Stiftungschef rechnete vor, dass weitere knapp 20% der aktuellen Beteiligung im Wege von Umtauschanleihen auf den Markt kommen könnten. Vorteilhaft ist der Verkauf von Evonik-Aktien mit Blick auf die Portfoliodiversifikation. Inzwischen steht Evonik nur noch für knapp ein Viertel des Stiftungsvermögens.

Im neuen Turnus rechnet die Stiftung mit einem geringeren Dividendenzufluss von Evonik, während Vivawest und die Mittelstandsholding RSGB Ausschüttungen auf Vorjahresniveau vornehmen dürften. Bei den Kapitalerträgen wird mit einem leichten Anstieg gerechnet.

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