VORSTANDSVERGÜTUNG

Reform lässt Raum

Gehören Bonus-Exzesse und der vergoldete Antritt oder Abschied von Vorständen bei Banken und Unternehmen künftig der Vergangenheit an? In Großbritannien wird dies mit der jetzt geplanten Reform der Regeln für die Vergütung aufBoard-Ebene...

Reform lässt Raum

Gehören Bonus-Exzesse und der vergoldete Antritt oder Abschied von Vorständen bei Banken und Unternehmen künftig der Vergangenheit an? In Großbritannien wird dies mit der jetzt geplanten Reform der Regeln für die Vergütung aufBoard-Ebene unwahrscheinlicher. Auszuschließen sind Missverhältnisse zwischen der Entwicklung eines FTSE-100-Unternehmens und der Bezahlung seines Vorstandschefs oder zwischen dem jährlichen Gesamtpaket eines solchen Chief Executives und dem Durchschnittseinkommen eines Arbeitnehmers auf der Insel damit nicht.Großbritannien macht sich mit den Regeln, die 2013 Gesetz werden und die Corporate-Governance-Verfehlungen beseitigen sollen, zu einem Vorreiter auf internationaler Ebene. Das verdient Anerkennung, wenngleich die Maßnahmen fünf Jahre nach Beginn der Finanzkrise auch überfällig sind. Der Investoreneinfluss auf die Managementvergütung wird gestärkt. Dem Aktionärsvotum über Vergütungspläne kommt in Zukunft bindende Wirkung zu. Die Transparenz wird erhöht: Künftig sollen Unternehmen eine Einzelzahl für die jährliche Gesamtvergütung eines Vorstands einschließlich Bonus und langfristiger Anreizprämie nennen. Veröffentlicht werden muss auch ein Vergleich der Unternehmensentwicklung mit dem Salär eines CEO.Interessant ist aber auch, was nicht im britischen Gesetz landen soll: Obergrenzen etwa für Vergütungen, wie sie sich die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex in Vorstandsverträgen der Dax-Unternehmen vorstellen kann. Auch nimmt London Abstand von Überlegungen, die Zustimmung zu Vergütungsplänen an eine 75-Prozent-Mehrheit zu koppeln oder bindende Abstimmungen in jedem Jahr vorzuschreiben.Das politische Konzept in Großbritannien nimmt Rücksicht auf den Umstand, dass Aktionäre schon heute wirksam Druck ausüben können – wenn sie es denn wollen. Der Chef des Versicherers Aviva etwa wurde durch eine Aktionärsrevolte in diesem Jahr zum Rücktritt bewegt. Anteilseigner des Bergbaukonzerns Xstrata könnten das mit einer Halteprämie versehene Vergütungspaket von fast 30 Mill. Pfund für CEO Mick Davis ebenfalls ablehnen. Den Zusammenschluss mit dem Rohstoffhändler Glencore würden sie damit freilich auch begraben.Das geplante Vergütungsregelwerk in Großbritannien lässt weiterhin Raum für hohe Entlohnungen. Dem Finanz- und Unternehmensstandort will die Regierung nicht schaden. Dieser Vorsatz wird deutlich sichtbar.