Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) hat die seit vielen Jahren geführte Diskussion um den ökologischen Nutzen von Biokraftstoffen neu angeheizt und damit die Aktienkurse von Herstellern wie Verbio oder Cropenergies auf Talfahrt geschickt. „Agrokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen sind keine sinnvolle Option“, sagte die Ministerin der „Augsburger Allgemeinen“. „Agrarflächen sind weltweit begrenzt, wir brauchen sie dringend für die Ernährung, das führt uns der Krieg in der Ukraine dramatisch vor Augen.“

Nach Aussagen der Politikerin will die Bundesregierung den Einsatz von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen nun weiter reduzieren, nachdem die große Koalition im September vergangenen Jahres bereits den Ausstieg aus Palmöl für Biokraftstoffe beschlossen hatte. Die Aktie des SDax-Unternehmens Verbio, das nach eigenen Aussagen der einzige großindustrielle Produzent von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan in Europa ist, brach in der Folge im Handelsverlauf um bis zu 22 % ein. Dass das Unternehmen mit Sitz in Sachsen-Anhalt erst am Morgen seine Ergebnisprognose wegen einer kräftig gestiegenen Nachfrage aus den USA und Europa erhöht hatte, half da nur wenig. Die Aktie der Südzucker-Tochter Crop­energies geriet ebenfalls in den Abwärtssog und verlor zeitweise mehr als 14 %.

Analyst Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe zeigte in einer ersten Reaktion zwar Verständnis für die heftigen Kursreaktionen. Er rechne aber nicht damit, dass es für Verbio zu relevanten regulatorischen Änderungen kommt.