Reiche Beute für Aktionäre

Der Großteil der Dax-Unternehmen erhöht für 2015 die Dividende - Daimler steigt zum Ausschüttungskönig auf

Reiche Beute für Aktionäre

Der Tisch ist reich gedeckt. Die meisten Dax-Konzerne erhöhen die Dividende und lassen die Anteilseigner an der positiven Gewinnentwicklung 2015 teilhaben. An der Spitze liegt Daimler, die 3,5 Mrd. Euro auskehrt und Allianz auf Platz 2 verweist.swa Frankfurt – Nicht kleckern, sondern klotzen, heißt es in vielen Dax-Konzernen mit Blick auf die Ausschüttungspolitik. Zahlreiche große Unternehmen verteilen in diesem Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre wie nie zuvor. Die Großzügigkeit ist in den meisten Fällen Spiegelbild einer erfolgreichen Ertragsentwicklung, teilweise werden die Anteilseigner aber auch bei einem Gewinnrückgang nicht knapper gehalten. In die Röhre schauen die Anteilseigner der Deutschen Bank, die nach einem horrenden Konzernverlust leer ausgehen. Auch der Versorger RWE lässt die Dividende auf die Stammaktien ausfallen und bedient die Vorzüge nur mit einer Mini-Zahlung. Commerzbank und Lufthansa dagegen nehmen die Dividendenzahlung in der laufenden Saison wieder auf.Nach einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) kehren die 29 Dax-Unternehmen, die bislang ihre Gewinnverwendung bekannt gemacht haben, insgesamt 29,2 Mrd. Euro an ihre Anteilseigner aus. Das sind 6 % mehr als im Vorjahr. Dabei bezieht sich die Aufstellung von EY auf den aktuellen Dax-Kreis. Damit sind Vonovia und ProSiebenSat.1 Media dabei, während im Vorjahr K+S und Lanxess dazugehörten und in dieser Gruppierung damals für 2014 in Summe 27,5 Mrd. Euro verteilt wurden. Volkswagen wird den Geschäftsbericht erst am 28. April vorlegen. Würde die Dividende aus Wolfsburg diesmal gestrichen, läge die Gesamtausschüttung der Dax-Firmen laut EY um 2,1 % unter dem Vorjahreswert. VW hatte zuletzt fast 2,3 Mrd. Euro verteilt. Allianz auf Platz 2Bei 15 Dax-Unternehmen ist die Dividende laut EY so hoch wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Krösus ist diesmal der Autokonzern Daimler, der die Ausschüttungssumme um ein Drittel auf knapp 3,5 Mrd. Euro erhöht und den Versicherungskonzern Allianz mit 3,3 Mrd. (+ 7 %) auf den zweiten Platz verdrängt. Auch Siemens geht ein Treppchen runter und landet auf Platz 3 – dort rangierte im Vorjahr Daimler. BASF verharrt auf Platz 4.Mit 24 Unternehmen schlägt die überwiegende Mehrheit eine höhere Dividende als im Vorjahr vor. Für die Anteilseigner der Commerzbank ist es die erste Ausschüttung seit 2007, die Investoren der Lufthansa hatten eine Nullrunde zu verschmerzen.Den Vogel schießen Heidelberg Cement und Vonovia mit den prozentual stärksten Erhöhungen ab: Der Baustoffkonzern steigert die Ausschüttung um fast drei Viertel auf 244 Mill. Euro, das Immobilienunternehmen verdoppelt die Ausschüttungssumme von 212 Mill. auf 438 Mill. Euro. In absoluten Zahlen ist Daimler nicht zu toppen: Der Autokonzern erhöht die Ausschüttungssumme um 856 Mill. Euro.Den Gürtel enger schnallen müssen die Investoren dieses Jahr nur bei Deutscher Bank und RWE, wobei das Geldinstitut auch für 2016 bereits auf Fastenzeit einstimmt. Bei RWE schrumpft die Ausschüttungssumme mit der eher symbolischen Zahlung allein auf die Vorzugsaktien von 0,13 Euro je Titel um 99 % von 615 auf 5 Mill. Euro. Konstante QuoteEY weist darauf hin, dass die aggregierten Zahlen in deutlichem Gegensatz zur Gewinnentwicklung stehen, nachdem der Jahresüberschuss der 29 Blue Chips um 10,5 % auf 50,8 Mrd. Euro rückläufig war. Diese Zahl ist jedoch von den hohen Verlusten bei Eon und Deutscher Bank geprägt. Ohne diese beiden Ausreißer liegt die Ausschüttungsquote mit 43,7 % auf dem Vorjahresniveau von 43,8 %. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY, sieht den Aufwärtstrend der Dividenden als positives Signal: “Viele Dax-Konzerne haben im vergangenen Jahr Rekordgewinne erwirtschaftet – da ist es nur folgerichtig, mehr an die Aktionäre auszuschütten.” In den meisten Fällen seien die Erhöhungen maßvoll, es werde also auch darauf geachtet, genügend Liquidität im Konzern zu halten. Ende 2015 verfügten die 29 Dax-Konzerne laut EY über 64,3 Mrd. Euro an Cash-Reserven.Die Ausschüttungspolitik gibt aus Sicht der Berater vielerorts “ein starkes Signal an den Kapitalmarkt – besonders in einem andauernden Niedrigzinsumfeld und gerade in Zeiten starker Kursschwankungen”. Der stete Anstieg der Dividenden sorge für Vertrauen, denn Anteilseigner könnten sich trotz hoher Volatilität auf einen hohen Rückfluss aus ihren Aktienanlagen verlassen.