Renk-IPO kommt am unteren Ende der Preisspanne
Renk-IPO kommt am unteren Ende der Preisspanne
Dämpfer für die Stimmung bei Börsengängen – Schott-Pharma-Kurs fällt – Birkenstock verlangt 20-mal Ebitda als Bewertung von den Investoren
cru Frankfurt
Die vorübergehend gute Stimmung für Börsengänge erhält einen neuen Dämpfer. Die Aktien des Panzergetriebeherstellers Renk aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton werden bei dem für Donnerstag geplanten IPO am unteren Ende der Preisspanne ausgegeben, die bei 15 bis 18 Euro gelegen hatte. Triton winkt bei dem Börsengang nun ein Erlös von nur noch weniger als 400 Mill. Euro. Der Investor bleibt aber mit mindestens 73% beteiligt.
Die Aktien des Panzergetriebeherstellers Renk aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton werden bei dem für Donnerstag geplanten IPO am unteren Ende der Preisspanne ausgegeben, die bei 15 bis 18 Euro gelegen hatte. Um so teurer verkauft sich im Vergleich der Schuhhersteller Birkenstock an der Börse in New York.
Am unteren Ende der Spanne würde Renk mit insgesamt rund 1,5 Mrd. Euro bewertet – doppelt so viel, wie Triton beim Kauf des Augsburger Unternehmens von VW bezahlt hatte. Die begleitenden Investmentbanken nannten großen Investoren einen Preis der Renk-Aktie von 15 Euro. Citigroup, Deutsche Bank und J.P. Morgan sind gemeinsame globale Koordinatoren und gemeinsame Bookrunner mit Commerzbank, Goldman Sachs, LBBW und Unicredit/Kepler Cheuvreux. Credit Agricole, Mizuho und SEB sind Co-Lead-Manager. Die Bücher für das Renk-IPO schlossen am Mittwoch um 13 Uhr in London, die Preisfestsetzung und das Handelsdebüt erfolgen am Donnerstag.
Renk baut Großgetriebe und erlebt angesichts der Aufrüstung derzeit eine Sonderkonjunktur. 70% des Geschäfts machen Getriebe für Panzer – etwa den Kampfpanzer Leopard II – und Schiffe für die Marine aus, der Rest entfällt auf ziviles Geschäft etwa mit Getrieben für Kompressoren.
Höhere Volatilität
Laut Finanzkreisen war das Orderbuch mit einem Volumen von ungefähr 365 Mill. Euro oberhalb von 16 Euro abgedeckt, und die Einengung der Preisspanne im unteren Drittel wird als „umsichtig“ gedeutet, da der Markt volatiler geworden ist. Der Volatilitätsindex Vix – auch „Angstbarometer“ genannt – ist von den niedrigen 10 Punkten, bei denen er zu Beginn der Vorvermarktung der Renk-Aktien stand, deutlich gestiegen und liegt nun knapp oberhalb von 20 Punkten, während der Dax im gleichen Zeitraum um mehr als 4% gefallen ist.
Zuvor hatte schon der bis dato größte deutsche Börsengang im Jahr 2023, Schott Pharma, für einen ersten Dämpfer gesorgt: Obwohl die Aktie bei ihrem Debüt um fast 16% zulegte und einen Höchststand von 32,24 Euro erreichte, ist der Kurs seither in Richtung des Ausgabepreises von 27 Euro gefallen und notierte am Mittwoch zeitweise mit einem Minus von 0,5% bei 29,86 Euro.
Birkenstock-IPO nimmt Form an
Parallel dazu kommt auch das Bookbuilding beim IPO des deutschen Sandalenherstellers Birkenstock an der Börse in New York voran – der drittgrößte US-Börsengang im Jahr 2023, das eine Volumenverdoppelung der IPOs an der Wall Street gebracht hat. Die Spanne von 44 bis 49 Dollar pro Aktie für das bis zu 1,6 Mrd. Dollar Emissionserlös einspielende Debüt von Birkenstock an der Nyse ist für ein US-IPO sehr groß und spiegelt die unterschiedlichen Ansichten über die Bewertung wider. Es handelt sich nicht um ein Schnäppchen, denn das obere Ende der Spanne würde der Firma aus Linz am Rhein einen Unternehmenswert von 10,4 Mrd. Dollar geben – mehr als das Doppelte der 4,8 Mrd. Dollar Bewertung, die der US-Finanzinvestor L Catterton 2021 für das Unternehmen an die Gründerfamilie bezahlte.
Birkenstock wird als hochwertiges, wachstumsstarkes Konsumgüterunternehmen nach dem Vorbild von Lululemon Athletica und Deckers vermarktet. In den ersten neun Monaten bis zum 30. Juni stieg der Umsatz um 21,3% auf 1,1 Mrd. Euro, und die Firma erzielte einen operativen Gewinn (Ebitda) von 387 Mill. Euro nach 333 Mill. Euro im Vorjahr – bei einer Marge von 35%, die vor allem mit der vertikalen Integration erklärt wird. Für die zwölf Monate bis zum 30. Juni wird ein Umsatz von 1,4 Mrd. Euro und ein Ebitda von 500 Mill. Euro erwartet, was einer Marge von rund 36% entspricht.
Unter der Annahme eines Preises am oberen Ende der Spanne kommt Birkenstock zu einer Bewertung mit dem 20-Fachen des Ebitda auf den Markt. Zum Vergleich: Lululemon wird mit dem 20,8-Fachen des Ebitda gehandelt und Deckers, der Hersteller von Hoka-Laufschuhen, mit dem 17,2-Fachen, wie aus Daten des Anbieters LSEG hervorgeht. Andere vergleichbare Schuhhersteller wären Skechers, On Holding und Allbirds aus Kalifornien, deren Aktienkurs seit dem IPO um mehr als 90% nachgegeben hat.
Birkenstock strebt nach geografischer Expansion (nur 10% des Umsatzes werden außerhalb Europas und Amerikas erzielt), nach Markenexpansion (geschlossene Schuhe, Berufsbekleidung, Orthopädie) und nach selektivem Ausbau seiner Einzelhandelspräsenz. Die Einbeziehung von Cornerstone-Investoren – insbesondere der Investmentholding Financiere Agache des französischen Milliardärs und LVMH-Eigentümers Bernard Arnault, die 325 Mill. Dollar in Birkenstock-Aktien investiert – soll sicherstellen, dass das IPO reibungslos über die Bühne geht. Arnaults Sohn Alexandre soll später in den Verwaltungsrat einrücken.
Namhafter Investor
Das Problem bei den letzten Börsengängen war jedoch nicht die Preisgestaltung, sondern die Performance nach dem Börsengang. Ein Unterschied besteht darin, dass das IPO von Birkenstock für die USA ungewöhnlich hohe 17% Free Float mit sich bringt, so dass die Cornerstone-Tranche die Liquidität nicht beeinträchtigen dürfte.
Goldman Sachs, J.P. Morgan und Morgan Stanley begleiten das IPO federführend. Angeboten werden 32,3 Millionen Aktien – davon zwei Drittel aus dem Bestand des US-Finanzinvestors L Catterton. Der Preis wird voraussichtlich nach Börsenschluss am 10. Oktober festgesetzt. Der Erlös aus dem Verkauf von 10,8 Millionen neuen Aktien wird vor allem zur Rückzahlung von Schulden in Höhe von 413 Mill. Euro verwendet. Dadurch wird die Nettoverschuldung auf 1,4 Mrd. Euro oder das 2,3-Fache des bereinigten Ebitda des Jahres 2022 gesenkt.