Renminbi-Abwertung bringt auch Gewinner hervor

Von billigeren Zulieferungen aus dem Reich der Mitte profitieren Fahrradhändler wie Süßstoffproduzenten

Renminbi-Abwertung bringt auch Gewinner hervor

Von Andreas Hippin, LondonDie überraschende Entscheidung der chinesischen Zentralbank, den Renminbi abzuwerten, hat sich auf die Geschäftsaussichten einiger britischer Unternehmen positiv ausgewirkt. Während sich Kollegen anderer Banken an umfangreichen Aufstellungen zum China-Exposure abarbeiten, hat Stratege Sebastian Jory von Liberum Capital mit seinem Team eine erste Liste der möglichen Nutznießer vorgelegt. Sie seien bislang vermutlich deshalb übersehen worden, weil sich transaktionsbezogene Vorteile schwerer ermitteln lassen, heißt es in seiner Ausarbeitung.Der frei handelbare Offshore-Renminbi verlor im Wochenverlauf 3,4 % gegen den Dollar, der Onshore-Renminbi gab 2,8 % nach. Sollte sich die Abwertung der chinesischen Währung fortsetzen, dürften neben Vietnam noch weitere Länder nachziehen. Die Abwärtsentwicklung der Währungen der Emerging Markets ist für Unternehmen, die dort produzieren lassen oder Vorprodukte beziehen, vorteilhaft, vor allem wenn sie ihr Geschäft in der entwickelten Welt machen. Billigmode aus FernostAuf der Liberum-Gewinnerliste befinden sich neben den zu erwartenden Kandidaten wie etwa Associated British Foods, deren Billigmodekette Primark von billigeren Zulieferungen aus dem Reich der Mitte profitieren dürfte, auch Firmen, deren Geschäfte mit der Volksrepublik weniger bekannt sind. Der Fahrradhändler Halfords mache 100 % seines Geschäfts auf dem britischen Heimatmarkt, bis zu 40 % der Herstellkosten fielen in Fernost an, der Rest vermutlich zum Teil in anderen Schwellenländern, heißt es in der Studie. Der Elektrokonzern Laird profitiere gleich doppelt. Mehr als 70 % seiner Umsätze seien in Dollar. Zudem fielen rund 30 % der Kosten der FTSE-250-Gesellschaft in China an. Der Lüftungsexperte Volution beziehe Motoren und Leiterplatten aus der Volksrepublik und baue sie in Großbritannien zum Endprodukt zusammen. Jory schätzt, dass eine Schwächung des Renminbi um 1 % den Vorsteuergewinn von Volution um 0,2 % steigern dürfte.Purecircle, der Hersteller des Süßstoffes Stevia, beziehe mehr als die Hälfte des Rohmaterials aus dem Reich der Mitte. Die Produktionsanlagen befänden sich in China und Malaysia. Mehr als zwei Drittel des Umsatzes kämen aus Amerika, ein Fünftel aus Europa. Beim Zoohändler Pets at Home kämen 15 % der Ware aus Fernost. Bei Kaufhausbetreiber Debenhams fielen 60 bis 70 % der Herstellkosten des Umsatzes in Fernost an, beim Turnschuhhändler Sports Direct seien es bis zu 90 %.Für Liberum-Analyst Ben Bourne könnte die Luftfahrtbranche zu den Verlierern der Abwertung des Yuan gehören. Mehr als ein Drittel des Auftragsbestands von Airbus und Boeing in Dollar komme aus Asien. Schwächere lokale Währungen brächten die bisherigen Annahmen zunehmend in Gefahr. Hinzu komme, dass der Ölpreisverfall den Umstieg auf energieeffizientere Maschinen weniger attraktiv mache. Bei den britischen Zulieferern GKN, der zuletzt Fokker Technologies übernahm, und Senior hätten sich das eingetrübte Klima und der Preisdruck bereits bemerkbar gemacht. GKN streicht knapp 100 Stellen in Somerset. Senior-Chef David Squires sprach zuletzt von “schwierigeren Bedingungen in einigen von unseren Endmärkten”.