Restrukturierer-Nachwuchs hat einen schweren Stand
Chief Restructuring Officer sind Mangelware
Finanzierer wollen erfahrene Kräfte – Restrukturierungsverband TMA will Nachwuchs fördern
sar Frankfurt
Restrukturierer sehen einen Engpass an Chief Restructuring Officers auf die Wirtschaft zukommen. Das zeigen Diskussionen im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland. „Es gibt einen wachsenden Bedarf an CROs“, sagte Rainer Bizenberger von Alix Partners bei der Präsentation der Tagungsergebnisse am Freitag vor Journalisten in Frankfurt. Das Problem dabei: Der Pool an erfahrenen CROs ist begrenzt – doch es sind der TMA zufolge genau deren Namen, die in Krisenfällen regelmäßig zuerst ins Spiel gebracht werden.
„Banken arbeiten am liebsten mit einem CRO zusammen, den sie kennen“, sagt auch TMA-Vorstandsmitglied Oliver Kehren, im Hauptberuf Vorstand der Bank Morgan Stanley. Die Bereitschaft, mit einem neuen CRO zu arbeiten, sei gering. Dies haben auch Umfragen der TMA unter Finanzierern erbracht. Um auch jungen Restrukturieren die Möglichkeit zu geben, Erfahrung zu sammeln, will die TMA nun eine Brücke zwischen dem CRO-Nachwuchs und den Finanzierern bilden. Ziel sei es, zunächst unabhängig von konkreten Restrukturierungsfällen Kontakte zu etablieren, um jüngere Kandidaten im Markt bekannt zu machen.
Restrukturierer erwarten steigende Fallzahlen
Die Zahl der Krisenfälle wird nach Einschätzung der Restrukturierer weiter steigen: Laut einer Befragung, an der sich rund 80 TMA-Mitglieder beteiligt haben, schätzen 49% die Anzahl der Restrukturierungsfälle als sehr hoch ein (Frühjahr 2024: 22%), weitere 47% finden sie „hoch“. Der Höhepunkt der Sanierungswelle ist nach Einschätzung der Befragten noch nicht erreicht, 97% erwarten einen weiteren Anstieg der Restrukturierungsfälle in den kommenden zwölf Monaten.
Ein häufiges Problem in der Krisenbewältigung sehen die Befragten bei den betroffenen Unternehmen selbst: 40% der Umfrageteilnehmer berichten von Fällen, in denen kriselnde Firmen zwar Maßnahmen definieren, diese dann aber nicht umsetzen. 25% der Teilnehmer berichten, dass die falschen Maßnahmen ergriffen wurden.
Hohe Nachfrage nach Sanierungsgutachten
Die Begleitung von Unternehmen bei der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen zählt den Restrukturieren zufolge auch weiterhin zu den am stärksten nachgefragten Beratungsangeboten. Daneben verzeichnen sie zurzeit eine große Nachfrage nach Beratung zu Refinanzierungskonzepten sowie zu Sanierungsgutachten nach IDW S6.
Die TMA Deutschland zählt mittlerweile mehr als 400 Mitglieder aus verschiedenen Berufsgruppen, darunter Restrukturierungsberater, Juristen und Finanzierer. Auf der Jahrestagung wurde Dorothee Prosteder (Noerr) zur neuen Vorsitzenden gewählt.