Milliardenschweres Investitionspaket

Rewe geht in die Offensive

Der Supermarkt- und Reisekonzern Rewe will bis 2028 jährlich gut 3 Mrd. Euro investieren. Einen Schwerpunkt bilden dabei Immobilien. Das stärke die Substanz und relativiere die wachsende Verschuldung, sagt Finanzchef Telerik Schischmanow.

Rewe geht in die Offensive

Rewe geht in die Offensive

Investitionen von 16 Mrd. Euro geplant – Immobilien und Technologie im Fokus

ab Köln

Rewe lässt sich vom schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld nicht beirren: Für den Zeitraum 2024 bis 2028 sind Investitionen von 16 Mrd. Euro geplant, wie der Handels- und Touristikkonzern mitteile. Das Geld sei ausschließlich für organisches Wachstum budgetiert. „Akquisitionen kämen on top. Die kann man aber nicht planen“, sagt Vorstandschef Lionel Souque der Börsen-Zeitung. Allein im vorigen Jahr steckten die Kölner 2,8 (i.V. 3) Mrd. Euro in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte.

Um auch künftig erfolgreich zu sein – für 2024 weist Rewe im Konzern ein Umsatzwachstum von 4,6% auf 88 Mrd. Euro und einen Zuwachs im operativen Ergebnis von fast 9% auf 2 Mrd. Euro aus –, müsse in „die wichtigen Themen wie Technologie, Infrastruktur, Logistik und die Modernisierung der Märkte“ investiert werden, ist Souque überzeugt.

Ein Drittel für Immobilien reserviert

Einen Schwerpunkt bilden Immobilien, in die jährlich etwa ein Drittel des Investitionsbudgets fließen soll. „Wir versuchen, die guten Bestandsobjekte zu erwerben, gehen aber auch neue Projektentwicklungen an, insbesondere nach dem Green Building Standard“, erläutert Finanzchef Telerik Schischmanow. Auch in Lagerinfrastruktur fließe viel Geld. „Für ein Großlager ist schnell ein dreistelliger Millionenbetrag fällig“, sagt er.

Dass der operative Cashflow zur Finanzierung der Investitionsvorhaben nicht ausreicht, bereitet dem Finanzvorstand keine Sorgen: „Wenn man jährlich über 1 Mrd. Euro in Immobilien investiert und der Finanzierungsbedarf zugleich nur um 100 bis 300 Mill. Euro steigt, bin ich ziemlich entspannt.“ Finanziell sei die Gruppe für weiteres Wachstum gut positioniert. Zwar fällt die ausgewiesene Nettoverschuldung mit 17,1 Mrd. Euro bei einem Eigenkapital von etwa 11 Mrd. Euro recht üppig aus. Doch gilt es zu berücksichtigen, dass das Gros auf Leasingverbindlichkeiten entfällt. Die zinstragenden Finanzschulden beziffert Rewe auf 3,8 Mrd. Euro.

Grüne Finanzierungsinstrumente auf Bewährung

Hinsichtlich der Leasingverbindlichkeiten bewege sich Rewe im internationalen Vergleich auf dem Niveau der Wettbewerber. „Gerade in Zeiten mit hoher Inflation hilft Eigentum, um Mietindexierungen zu vermeiden. Aber es gibt uns auch mehr Flexibilität bei Umbauten“, erläutert Schischmanow. Die wichtigsten Finanzierungsquellen sind eine syndizierte Kreditlinie im Volumen von 2,5 Mrd. Euro und eine 900 Mill. Euro schwere Anleihe, die an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt ist. „Ich gehe davon aus, dass wir diesen Markt auch in Zukunft nutzen“, sagt Schischmanow. Ob es dann aber erneut ein „grünes“ Finanzierungsinstrument wird, lässt der Finanzchef offen. „Es ist definitiv so, dass die Investoren nicht mehr so großen Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte legen“, räumt Schischmanow ein, bekräftigt aber zugleich: „Wir wollen weiter an unseren Nachhaltigkeitszielen arbeiten.“

Eigenes Bonusprogramm

Der Wechsel von Payback auf ein eigenes Kundenbindungsprogramm hat den Angaben zufolge „alle Erwartungen“ übertroffen. Gleichwohl sind damit auch hohe Anlaufkosten verbunden. In die Hand genommen werde ein dreistelliger Millionenbetrag. Die Folge: „Wir werden dieses Jahr mehr Umsatz, aber weniger Gewinn machen“, sagt Souque. Wie schnell sich das auszahle, lasse sich nicht abschätzen. Außer Frage steht für den Rewe-Chef jedoch, dass sich aus den Kundendaten unter Einsatz von künstlicher Intelligenz Werte ziehen lassen. „Für einen großen Händler reicht Payback nicht aus“, sagt Souque. Den durch Rewe frei gewordenen Platz im Bonusprogramm Payback hat Edeka übernommen.

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