Rexel lehnt Übernahmeangebot von QXO für 8,46 Mrd. Euro ab
Rexel lehnt Offerte von US-Konzern QXO ab
Amerikaner bieten 8,46 Mrd. Euro – Elektrogroßhändler hält das für zu wenig
wü Paris
Der französische Elektrogroßhändler Rexel hat ein milliardenschweres Übernahmeangebot von QXO aus den USA abgelehnt. Der Konzern des Milliardärs Brad Jacobs hatte 8,46 Mrd. Euro für Rexel geboten. Sein vorläufiges Angebot sah einen Preis von 28 bis 28,40 Euro je Aktie vor. Dadurch werde Rexel erheblich unterbewertet, erklärte der in 37 Ländern vertretene Konzern. Der gebotene Preis reflektiere zudem nicht das Wertschöpfungspotential seines Strategieplans „Power Up 25“.
„Der Verwaltungsrat von Rexel hat die Details des Angebots geprüft und einstimmig entschieden, ihm keine Folge zu leisten“, erklärte der Elektrogroßändler. Seine Aktie legte nach Bekanntwerden des abgelehnten Angebots Montag an der Börse von Paris im Laufe des Tages um mehr als 9% auf 25,05 Euro zu. Die Börsenkapitalisierung des Konzerns, der 2006 die Vertriebssparte von General Electric (GE) in den USA übernommen hat, belief zuletzt auf 7,54 Mrd. Euro. Inklusive von Schulden betrug die Bewertung laut Reuters Freitag fast 11 Mrd. Euro bei einem Schlusskurs von 22,97 Euro. Im Mai hatte die Rexel-Aktie mit 28,63 Euro ihr Allzeithoch erreicht.
Rückläufige Ergebnisse
Das Angebot läge 35% unter den Multiplen, die in den letzten zwei Jahren in der Branche üblich gewesen seien, meint AlphaValue-Analyst Rishabh Gupta. Die Analysten von Berenberg sehen den fairen Wert Rexels bei 34 Euro. Das wären gut 20% mehr als der von QXO gebotene Preis. Der Aktienkurs von Rexel dürfte sich nun letzterem annähern, meinen die Berenberg-Experten. Sie empfehlen das Papier des 1967 gegründeten Unternehmens zum Kauf, da es in den letzten fünf Jahren ein starkes organisches Wachstum ausgewiesen und seine Margen verbessert hat.
Im ersten Halbjahr lief es allerdings weniger gut als im Vorjahreszeitraum für Rexel. So verringerte sich der Umsatz um 1,4% auf 9,63 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBIT) brach um 14,3% auf 596 Mill. Euro ein, das Nettoergebnis um 17,6% auf 353 Mill. Euro. Die bereinigte operative Marge betrug 6%. Mittelfristig peilt Rexel 7% an.
Gute Perspektiven
Auch wenn Rexel zuletzt etwas unter der Bauflaute gelitten hat, halten Analysten die längerfristigen Aussichten des seit 2007 an der Pariser Börse notierten Unternehmens für gut. Denn es profitiert von der Elektrifizierung zahlreicher Anwendungen. Zudem hat Rexel-Chef Guillaume Texier die Eigenkapitalrendite verdreifacht, seit er 2021 von Saint-Gobain gekommen ist. Deshalb würde es Experten wie Gupta von AlphaValue nicht verwundern, wenn QXO das Angebot doch noch nachbessern würde, auch wenn Reuters berichtet, das sei erstmal nicht geplant.
Der US-Geschäftsmann Brad Jacobs hat QXO erst Ende letzten Jahres gegründet und dafür zunächst 1 Mrd. Dollar in die Technologieplattform Silver Sun Technologies investiert, um sie als Basis für weitere Übernahmen zu nutzen. Ziel von Jacobs, der innerhalb der letzten 30 Jahre bereits fünf große Firmen wie die beiden Logistik-Schwergewichte XPO und RXO aufgebaut hat, ist, QXO zu einem führenden Baufachhändler auszubauen. Das an der Wall Street notierte Unternehmen war zuletzt rund 6 Mrd. Dollar wert.
Mehr als 5 Mrd. Dollar eingesammelt
Für QXO wäre die Übernahme von Rexel die erste wichtige Akquisition gewesen, für Jacobs aber nicht die erste in Frankreich, wo XPO 2015 den Logistiker Norbert Dentressangle für 3,24 Mrd. Euro gekauft hat. QXO soll jetzt auch mit Cevian Capital gesprochen haben, dem größten Rexel-Aktionär, der 22,9% des Kapitals hält.
QXO hat in den letzten Monaten mehr als 5 Mrd. Dollar eingesammelt, davon 900 Mill. Dollar von Jacob selber und 150 Mill. Dollar von Affinity Partners, der Investmentfirma von Jared Kushner. Der Schwiegersohn von Donald Trump sitzt auch im Verwaltungsrat von QXO. Das Unternehmen, mit dem Jacobs einen Umsatz von mehreren Dutzend Tausenden Dollar anpeilt, hat im Mai zudem Ihsan Essaid als Finanzchef angeheuert. Er war zuvor bei Barclays für Fusionen und Akquisitionen zuständig.
Elektrogroßhändler Rexel lehnt das milliardenschwere Angebot von QXO als zu niedrig ab. Das lässt die Aktie steigen. Für das erst Ende 2023 von Brad Jacobs gegründete Unternehmen wäre es die bisher größte Übernahme gewesen, für den amerikanischen Geschäftsmann allerdings nicht die erste in Frankreich.