Versorgungsunabhängigkeit

Roche-Tochter Cenexi als strategisch wichtig eingestuft

Paris hat ein Mitspracherecht bei dem Verkauf von Unternehmen aus schützenswerten Bereichen an ausländische Investoren. Dazu gehört auch die Gesundheitsbranche.

Roche-Tochter Cenexi als strategisch wichtig eingestuft

wü Paris

Der Verkauf eines Pharmaunternehmens wirft in Frankreich erneut die Frage nach der Unabhängigkeit des Landes in strategisch wichtigen Branchen auf. Denn die indische Gruppe Gland Pharma, an der Fosun aus China 2017 eine Mehrheit erworben hat, will Cenexi übernehmen, eine ehemalige Tochter von Roche. Der Pharmazulieferer ist in Europa einer der führenden Hersteller von sterilen injizierbaren Arzneimitteln. Vor einem Jahr hatte das US-Biotech Humanigen ein Abkommen mit ihm für die Produktion von Lenzilumab geschlossen, einem mo­noklonalem Antikörper zur Bekämpfung der Entzündungsphase von Covid-19. Zu den anderen Kunden von Cenexi gehört etwa der US-Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme.

Das Wirtschaftsministerium muss nun seine Zustimmung geben, dass Gland Pharma Cenexi kaufen kann. Frankreich hatte bereits 2005 eine Liste besonders schützenswerter Bereiche veröffentlicht – etwa Waffenbau, Sicherheitstechnik, Kommunikations- und Abhöranlagenbau, Biotechnologie, Impfstoffe, aber auch Spielcasinos. Als Reaktion auf den Übernahmepoker um Alstom hatte sich Paris 2014 dann ein Blockaderecht bei weiteren strategisch wichtigen Branchen wie Energie- und Wasserversorgung, Ausrüstung, Anlagen, Transport, Telekommunikation und Gesundheit gesichert.

Mehrheitsaktionär von Cenexi ist seit 2015 der Investmentfonds Cathay Capital aus Paris. Er hat Ende November mit Gland Pharma eine Verkaufsoption für Cenexi für 120 Mill. Euro unterzeichnet. Zusammen mit der Übernahme der Schulden wird der Arzneimittel-Auftragsfertiger, der mit 1 372 Mitarbeitern sowie vier Produktionsstandorten in Frankreich und Belgien 2021 auf einen Umsatz von 184 Mill. Euro gekommen ist, dadurch mit 230 Mill. Euro bewertet.

Gland Pharma hat die Verkaufsoption Anfang Januar gezogen. Die Entscheidung des Pariser Wirtschaftsministeriums über den Verkauf dürfte frühestens in zwei Monaten fallen. Es könnte bestimmte Auflagen machen, da Fosun hochverschuldet ist und sich deshalb offenbar von Beteiligungen trennen will. Das könnte auch Auswirkungen für Gland Pharma haben. Die Frage des Cenexi-Verkaufs ist umso heikler, als Paris versucht, die Arzneimittelproduktion wieder zurück nach Frankreich zu holen. Seit ein paar Monaten sind bestimmte Medikamente wie Dolipran/ Paracetamol und Antibiotika in Frankreich knapp geworden.