Chinas Hunger nach Stahl und damit einhergehende steigende Eisenerzpreise haben dem weltgrößten Rohstoffkonzern BHP im ersten Geschäftshalbjahr (31. De­zem­ber) zu kräftigen Ergebnissteigerungen verholfen. Das Eisenerzgeschäft steht bei dem britisch-australischen Unternehmen für den Löwenanteil der Erträge. Auch feste Kupferpreise wirkten sich positiv auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung aus.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte das Ergebnis (Ebitda) um 21% auf 14,68 Mrd. Dollar zu. Der bereinigte Nettogewinn stieg den Angaben zufolge trotz der anhaltenden Coronakrise im ersten Semester der Berichtsperiode 2020/21 um 16% auf 6,04 Mrd. Dollar, wie der Konzern mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 6,33 Mrd. Dollar ge­rechnet. BHP begründet den Ergebnisanstieg vor allem mit der hohen Produktion ihrer Eisenerzmine in West-Australien. Die Eisenerzpreise waren zuletzt stark gestiegen, u.a. weil China seine Ausgaben stark hochgefahren hatte, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln.

Die Halbjahresdividende soll auf den Rekordwert von 1,01 (i.V. 0,65) Dollar je Aktie steigen; das entspricht einer Ausschüttungsquote von 85% und in Summe 5,1 Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt nur mit einer Zwischendividende von 0,84 Dollar gerechnet. Es sei wahrscheinlich, dass im August eine größere Ausschüttung folge, prognostizierte Analyst Christopher LaFemina von der Investmentbank Jefferies. Das würde den Auszahlungsgepflogenheiten der letzten Jahre entsprechen.

Der freie Cash-flow kletterte um knapp 40% auf 5,2 Mrd. Dollar. Die Nettoverschuldung lag mit 11,84 Mrd. Dollar knapp unter der Spanne von 12 Mrd. bis 17 Mrd. Dollar, die sich BHP zum Ziel gesetzt hat. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) kletterte den Angaben zufolge im Vorjahresvergleich um fünf Prozentpunkte auf 24 %; das ist ein Rekordwert für ein erstes Ge­schäftshalbjahr (siehe Grafik).

„Unser Ausblick für das globale Wirtschaftswachstum und die Rohstoffnachfrage bleibt positiv“, erklärte CEO Mike Henry. In den wichtigen Volkswirtschaften gebe es klare Signale der Regierungen, die Herausforderungen des Klimawandels annehmen zu wollen und anhaltendes Wachstum zu fördern. „Diese Faktoren in Kombination mit dem Bevölkerungswachstum und steigenden Lebensstandards sollten für eine zunehmende Nachfrage nach Energie, Metallen und Dünger sorgen“, so Henry. Das seien die Voraussetzungen für weiterhin robuste Preise.

Die Einschätzungen passen zur Auffassung einiger Analysten, dass ein neuer Superzyklus im Rohstoffmarkt bevorstehen könnte. Die Kurse der Eisen-Futures sind im vergangenen Jahr nach Daten von Bloomberg um 70% gestiegen, wobei eine Mischung aus einem Nachfrageanstieg aus China und einer Angebotsunterbrechung aus Brasilien die Preisentwicklung begünstigt haben.

Unterm Strich wies BHP einen Gewinneinbruch um ein Fünftel auf 3,88 Mrd. Dollar aus. Ursache dafür waren Abschreibungen von mehr als 2 Mrd. Dollar im Zusammenhang mit vor dem Verkauf stehenden Kohlegeschäften. Hinzu kamen Ausgaben im Zusammenhang mit der Pandemie sowie dem Dammbruch von Bento Rodrigues in Brasilien 2015.

Der höchste Halbjahresgewinn seit sieben Jahren und die Rekord-Zwischendividende gaben der Aktie Auftrieb: In London legten BHP um 1,5% auf rund 2250 Pence zu. Das ist der höchste Kurs seit neuneinhalb Jahren. Zuvor war das Papier an der Börse in Sidney um 2,7% auf 47 austr. Dollar gestiegen. Die Marktkapitalisierung liegt bei 90 Mrd. Euro.