Rolls-Royce baut weniger Triebwerke
hip London
– Rolls-Royce will dem „Sunday Telegraph“ zufolge im Sommer die Belegschaft der Triebwerkproduktion für zwei Wochen in unbezahlten Zwangsurlaub schicken, um den Verlust durch die Coronavirus-Pandemie abzumildern. Es wären die ersten vorübergehenden Werksschließungen seit der Re-Privatisierung des Unternehmens unter Margaret Thatcher.
Allerdings hatte das Virus die Produktion im März vergangenen Jahres schon einmal für eine Woche zum Erliegen gebracht, weil die Voraussetzungen für die soziale Distanzierung der Mitarbeiter geschaffen werden mussten. Das Coronavirus Job Retention Scheme der Regierung – eine vergleichsweise großzügige Form der Kurzarbeit – wolle die FTSE-100-Gesellschaft dafür nicht in Anspruch nehmen, sollte es bis dahin fortgeführt werden.
Betroffen wären alle 19 500 Mitarbeiter der Zivilluftfahrtsparte, 12 500 davon im Vereinigten Königreich. Der Einkommensverlust werde über das Jahr verteilt.
Die nahezu vollständige Einstellung des internationalen Flugverkehrs als Folge der Reisebeschränkungen zur Eindämmung von Sars-CoV-2 kam zur Unzeit für den Konzern, der gerade die erforderlichen kostspieligen Nachbesserungen von Triebwerken des Typs Trent 1 000 abgearbeitet hatte. Rolls-Royce zählt neben General Electric und Pratt & Whitney zu den weltgrößten Herstellern von Flugzeugtriebwerken. Der Konzern ist auf Antriebe für Großraumflugzeuge spezialisiert. Genau diese Maschinen bleiben seit Ausbruch der Pandemie am längsten am Boden und dürften in naher Zukunft absehbar am wenigsten gebaut und nachgefragt werden. An den Maschinen fallen auch weniger Wartungsarbeiten an. Der Umsatz in diesem Geschäft wird nach Flugstunden berechnet.
Verhandlungen laufen
Rolls-Royce hatte bei der Bekanntgabe einer umfassenden Restrukturierung im November zugesagt, bis zur Abwicklung der damals angekündigten Streichung von 9 000 Stellen Anfang 2022 keine weiteren Arbeitsplätze einzusparen. Nun laufen Verhandlungen mit der Gewerkschaft Unite, wie die vereinbarten Produktivitäts- und Effizienzgewinne vom 10 % in der Zivilluftfahrtsparte erreicht werden sollen.